Diese Frage kommt nicht von ungefähr, sondern stammt aus dem Munde meiner Tante, als sie erfuhr, daß wir nach Rumänien reisen werden. Die Frage läßt sich eindeutig mit Ja beantworten, hat doch unsere Reiseführer einen Umfang von knapp 700 Seiten. Doch bekanntlich halten wir uns bei unserer Reiseplanung nicht an diese Machwerke, die nur dem Zweck dienen, die Ströme an Toursisten zu lenken und uns dazu anleiten, auf vorgetretenen Pfaden die Welt zu bereisen. Die Transalpina reißt uns nicht wirklich vom Hocker. Wir sind schon schönere und auch schwerere Pässe gefahren. Zum Großteil geht die Fahrt durch Waldgebiete. Die Steigungen und Kehren sind moderat und der Straßenbelag wurde anscheinend frisch geteert. Rastmöglichkeiten bzw. Parkbuchsen am Weg sind fast nicht vorhanden. Ein zweckmäßiger Pass eben, um von A nach B zu kommen und somit sehr rumänisch, hat man doch den Eindruck, die Autofahrer rasen deswegen so schnell, um möglichst zeitig ihr Ziel zu erreichen. Nicht weit von hier ist die Landschaft mindestens genauso traumhaft, nur handelt es sich um eine ganz normale Verbindungsstraße, die in keinem Reiseführer als touristisches Highlight gepriesen wird. Sanfte Hügelketten werden von Waldgebieten unterbrochen. Bäche säumen den Weg, der hi und da von schroffen Felsen flankiert wird. Dabei handelt es sich um eine Landschaft, die den Blick in die Ferne schweifen läßt. Die hohen, über 2000 Meter aufragenden Berge stehen immer irgendwo am Horizont und vervollständigen das Panorama aus sanften Hügelketten, die sich in Reih und Glied vor unseren Augen aneinander reihen.
Als Lektüre reisen Bücher zweier rumänischer Autoren mit. Das „Heilige und das Profane“ von Mircea Eliade, einem Religionshistoriker. Und zwei Werke von E.M.Cioran, dem „Erzpessimisten“, der in der Nähe von Sibiu (Hermannstadt) geboren wurde, die längste Zeit seines Lebens allerdings in Paris gelebt hat. Beide eint ihre anfängliche Begeisterung für die „Eiserne Garde“, was sie in späteren Jahren bereuten. So gesehen reisen wieder einmal die richtigen Schriftsteller mit, denn die Biografie der beiden weist Brüche auf, vergleichbar etwa mit dem deutschen Lyriker Gottfried Benn, der in der damaligen Zeit ebenfalls kurzzeitig dem NS-Regime zugeneigt war. Trotzdem sind die Lebensläufe und die Werke dieser Menschen interessanter als die derer, die „immer schon alles gewußt haben“ und das in ihren Augen „vor allem besser.“
Lidl, Kaufland , H&M, Kik, Deichmann, Obi und Co. Betrachtet man ausschließlich den Bereich des Konsumsektors, haben wir Deutschland nicht verlassen, oder anders ausgedrückt, uns wird überall auf der Welt mittlerweile die gleiche Soße serviert. Vor allem die Fast-Food-Giganten liefern sich in Rumänien einen Verdrängungswettbewerb. Wo ein KFC ist, kommt mit Sicherheit ein paar Kilometer weiter ein Burger-King und ein McDonalds. Die kulinarische Gleichförmigkeit greift auch hier um sich und bedroht die nationalen Kochtraditionen. Auf der anderen Seite sieht man in Rumänien nicht nur Range Rovers und teuere Audis, sondern auch den Bauern, der mit dem Pferdegespann zum Minimarkt im Dorf fährt, oder seine Kuh an der Leine über die Straße führt. Man sollte hier nicht dem exotisch-nostalgischen Reflex erliegen. Vermutlich würde der Bauer seine Kuh lieber per Autoanhänger von der Weide holen. Die Schere zwischen unterschiedlichen Lebenstandards ist immens und vor allem auf dem Land zu beobachten. Die Kühe stehen hier oftmals auf der Straße und es ist, anders als in Deutschland keine Sonderdurchsage im Rundfunk, bzw. das Ausrücken der Polizei nötig, um die „Gefahrenlage Kuh“ zu beenden. Hier fährt man einfach um die Kühe herum.