Unsere Pläne ans Schwarze Meer und ins Donaudelta zu fahren haben wir ad acta gelegt. Hin und zurück wären das an die 1000 Kilometer mehr. Stattdessen haben wir uns vorgenommen, Siebenbürgen (Transsylvanien) intensiver zu bereisen. Schäßburg wirkt auf uns wie das rumänische Rothenburg ob der Tauber. Die Stadt ist am Tage von Touristen bevölkert. An vielen historischen Plätzen der Stadt schallt uns das amerikanische Idiom entgegen. Am zentralen Markt warten Touristenbähnchen darauf, Besucher durch die Stadt zu kutschieren. Trotzdem wirkt die Stadt nicht aufgesetzt. Einheimische stecken ihre Köpfe zusammen und halten einen Plausch, dazwischen Schulkinder auf dem Weg nach Hause. Erwähnenswert ist außerdem, daß man bei „Ferdinand“ eine Steinofenpizza serviert, die aus einem neapolitanischen Lokal stammen könnte. Ein fluffiger leicht angekohlter Rand in Verbindung mit einem dünnen Boden, so eine Pizza wird uns in Deutschland selten aufgetragen.
Die Walachei streifen wir nur an ihrem südlichen Ausläufer. In den Ortschaften stehen Bänke vor den Häusern. Manchmal sind es die auch bei uns beliebten BayWa-Bänke, in der Regel bestehen sie aus Mauersteinen, auf dem einfach ein Holzbrett gelegt wurde. Alte Frauen mit Kopftüchern begleiten ständig unseren Blick. Am späten Nachmittag gesellen sich Männer zum Bild, die ihre grasenden Kühe von der Weide nach Hause führen. BMWs und Audis, die mit einem Affentempo Pferdefuhrwerke überholen. Je nach Region stehen Stände an den Straßen, die Zwiebel, Kartoffel, Eingemachtes und vor allem Honig und Pilze zum Verkauf anbieten. Der Charakter der Menschen ist eher karg, aufmerksam und desinteressiert zugleich. Wir werden zwar registriert, aber viel Neugier wird uns nicht entgegen gebracht. Stecken wir allerdings mit unserem Van wieder einmal in der nassen Wiese fest, naht sofort Hilfe, ohne daß wir danach explizit verlangt hätten. Zwei Männer mit ihrem Radlader ziehen uns mit einem Stahlseil ganz selbstverständlich auf den geschotterten Weg zurück. Ein Dankeschön und ein kurzer Blickkontakt und die Helfer sind so schnell verschwunden, wie sie gekommen sind.
Geschwindigkeitsschilder haben Unterhaltungscharakter. Durch Ortschaften gleiten wir im 5. Gang mit ca. 70 km/h und werden dennoch überholt. Als Richtschnur kann gelten, die Geschwindigkeitsangaben der Schilder zu verdoppeln. Nur so erhalten wir einigermaßen die Viskosität des Verkehrsflusses. In der 30er-Zone fährt man eben 70km/h und ansonsten eben so schnell es geht. Geschwindigkeitskontrollen gibt es öfters, allerdings werden wir von entgegen kommenden Autofahrern per Lichthupe gewarnt. Gefühlt die Hälfte der rumänischen Fahrzeuge verfügt über CB-Funk, erkennbar an den zusätzlichen langen Antennen auf den Autodächern. Dort werden die Warnungen vor den mobilen Blitzanlagen an die Autofahrer in der Umgebung abgesetzt. Wenn jemand mal langsam vor uns herfährt sind wir gewarnt. Liegt die Radaranlage bzw. Polizeistreife hinter uns, gibt unser Vordermann Gas und ist innerhalb kürzester Zeit in der nächsten Kurve verschwunden.