Auf den Spuren Don Quijotes

Von Oliva aus geht es Richtung Norden nach Yecla. Dort übernachten wir.

Auf dem Weg nach Yecla stehen Mandelbäume in voller Blüte.

Am nächsten Tag brechen wir Richtung Nordwesten auf, nach Kastilien-La Mancha, eine der am dünnsten besiedelten Regionen Spaniens. Die Landschaft liegt auf einem Plateau von ca. 700 Metern. Auffällig ist die variationsreiche Farbenvielfalt der Böden. Von ockergelben Äckern, bis zur tiefroten Scholle findet sich eine faszinierende Bandbreite. Die Landschaft ist relativ flach und bis an den Horizont erstrecken sich Weinreben und Olivenhaine. In La Mancha werden mehr Rebsorten angebaut, als in jeder anderen Region weltweit. In dieser Gegend siedelte Miguel de Cervantes die fiktive Gestalt Don Quichotte an. Hier zog er mit seinem Pferd Rosinante und seinem Knappen Sancho Pansa zu seinen Abenteuern aus, wie den Kampf gegen Windmühlen, oder irgendwelchen Riesenwürsten. Wir besuchen El Toboso, einen der wenigen Orte, die in Cervantes Roman namentlich erwähnt sind. Es ist die Heimat von Dulcinea, der idealisierten Geliebten des „Ritters von der armseligen Gestalt“. Laut Sancho Pansa ist sie allerdings nur ein dummes Bauernmädel mit „Haaren auf den Zähnen“, die den lieben langen Tag nur Schweinefleisch pökelt. Wie dem auch sei, in El Toboso könnte man den Showdown eines Western drehen. Das Kaff wirkt auf uns verschlafen, der Wind weht Äste über die Straße. Hier möchten wir nicht tot über dem Zaun hängen. Wer nicht schon irre ist wie der Ritter (oder waren Sanch Pansa und die Umwelt die Verrückten :-)), der wird es hier irgendwann vielleicht. Wir flanieren durch den Ortskern und suchen relativ schnell das Weite.

In El Toboso.
Leider haben im Moment alle Sehenswürdigkeiten geschlossen.
Der „Ritter“ und…
…seine Geliebte Dulcinea.

In Consuegra, unterhalb der Burgruine und den flankierenden Windmühlen verbringen wir die Nacht.

Wir sind nicht allein. An die zehn Wohnmobile stehen bereits auf dem Parkplatz. Es scheint, als seien einige Reisende auf den Spuren des spanischen Hidalgo.

Campingplatz – waschen, duschen, reparieren

Wir stehen drei Tage auf einem Campingplatz in Oliva bei Walter und seinen Freunden.

Nach einer Woche wird es wieder mal Zeit für eine Dusche und manche Klamotten können auch wieder eine Wäsche vertragen. Wir haben einen exklusiven Platz ergattert und stehen direkt auf den Dünen, allerdings dicht an dicht gedrängt mit anderen Wohnmobilen. Auf Dauer wäre ein Urlaub auf dem Campingplatz nichts für uns. Wir sind keine „Steher“, sondern „Zieher“. Die abgeschottete Campingwelt mit ihren eigenen Regeln ist nicht unser Ding, lieber stehen wir frei irgendwo in der Pampa, oder auf irgendeinem Parkplatz. Sich keine Gedanken über Wasser-, Abwasser- und Stromstand machen zu müssen ist manchmal allerdings ganz angenehm. Der gegrillte Tintenfisch im angeschlossenen Restaurant ist jedenfalls zart und die Marinade sehr lecker.

Abends wird es kühler, aber am Tag hat es um die 20° Celsius und das Mitte Februar. Warum also auf die Kanaren & Co. fliegen?
Warten auf den Tintenfisch…

Die Zeit auf dem Campingplatz nutzen wir wie immer, um diverse Reparaturen durchzuführen. Der vordere rechte Spritzlappen ist locker und hat beim Fahren durch sein Geklapper unsere Nerven strapaziert. Zuerst dachte ich ein Gummidistanzstück hat sich verabschiedet, jedoch ist nur die Klemmschraube locker. Unser Waschbecken ist erneut undicht und das Wasser fließt durch unseren Schrank. Mit selbst verschweißendem Reparaturband abgedichtet, dürfte es einige Zeit lang halten. Außerdem macht der Gaseinsatz des Trangiakochers seit einiger Zeit Probleme. Um an die verstopfte Düse zu gelangen ist Ballistol bzw. Caramba und ein paar Stunden Wartezeit nötig. Ein 8er Maulschlüssel und eine dünne Nadel sind bei der Problembehebung ebenfalls von Vorteil 🙂

Im Land der Schleifen

Katalonien – An vielen Balkonen und Fenstern hängt die Landesflagge. Auf dem Asphalt der Straßen prangt die gelbe Schleife. Manchmal vereinzelt, oftmals in Gruppen gesprayt. Am Straßenrand sind Schleifen kilometerlang an Zäunen und Fahrbahnbegrenzungen gebunden. Im ersten Moment könnte man meinen, es handle sich um eine Maßnahme der Straßenwacht, doch durch die Häufung der gebundenen Artefakte kommt man schließlich zu einer anderen Einschätzung, die Presse spricht sogar vom „Krieg der Schleifen“. Hier wird protestiert, sichtbar und unmissverständlich. Die Graffiti, die von Freiheit und Unabhängigkeit träumen unterstreichen das Ganze. Die Landschaft Kataloniens ist abseits der Küste atemberaubend schön. Hügelig bis bergig, mit moderaten Schluchten durchzogen. Die Menschen wirken in ihrer Art auf uns sehr offen.

Die Wege sind mit gelben Schleifen gesäumt.

Da wir schon mal hier sind, statten wir dem Kloster Montserrat einen Besuch ab. Leider haben wir uns einen schlechten Tag, bzw. das falsche Wetter ausgesucht. Wir sehen kaum unsere Hand vor Augen. Mitten in den tief hängenden Wolken kriechen wir langsam auf 700 Meter hoch. Oben angekommen können wir vor lauter Dunst die imposante Anlage nur erahnen. Das Bergmassiv, sowie das Kloster sind für die katalanische Kultur von hoher symbolischer Bedeutung. Die Schutzheilige des Landes, die aus dem 12.Jahrhundert stammende Schwarze Madonna Unserer Lieben Frau von Montserrat befindet sich in der Apsis des Klosters. Im Museum finden sich Werke von Caravaggio, El Greco, Dali, Tiepolo, Picasso, Monet, Degas und einigen anderen Künstlern. Und vor allem wird hier der Llibre Vermell de Montserrat verwahrt. Die Komposition Stella splendens (Video) ist ein Teil davon.

Im Kloster Montserrat …
Februar – es ist warm und die Aussicht grandios.