Estland

Die Landschaft hat sich verändert. Riesige Ackerflächen deuten darauf hin, daß Estlands jüngere Geschichte anders verlaufen ist als die finnische. An den Straßen stehen marode Agrarfabriken aus vergangenen Jahrzehnten. Ziegelsteinschlote in der Ferne kreuzen den Blick. Ein bißchen Wehmut an die finnischen Tage macht sich breit. In den Städten stehen alte Gebäude die zum Kauf angeboten werden. Die Plattenbauten, die nach wie vor bewohnt sind wirken trist. Die kubischen Wohneinheiten sind zahlreicher als in Finnland. Verläßt man Tallinns pittoreske Altstadt über die Ausfallstraßen, zeigen sich die grauen Plattenkolosse von der hässlichsten Seite. Trostlosigkeit, unterbrochen von Bushaltestellen, Einkaufsmärkten und überdimensionierten Telekommunikationsmasten. Die Straßenführung ist kurvenreicher, fast chaotisch, auf alle Fälle gewöhnungsbedürftig. Vorbei die Zeit der quadratisch-praktischen Haupt- und Nebenstraßen. „Das Manhattan des Nordens“ liegt hinter uns. Die Straßenschilder haben sich diesem Umstand angepasst. Es dominieren kurvige Darstellungen. Interessant, in Deutschland aufgrund des starken Verkehrsaufkommens vermutlich undenkbar, ist die Möglichkeit, auf einer vierspurigen Straße links auf die gegenseitige Spur zu wechseln. Eigentlich genial, denn so spart man sich hier den Bau von teuren Auf- und Abfahrten. Als Parkplatz dient eine lange Fahrspur der auch dort häufig anzutreffenden Bushaltestellen . Kartenzahlung ist hier immer noch die Regel. Bisher sind wir durch Skandinavien mit 100 € Bargeld gereist. Alles andere haben wir mit der Kreditkarte bezahlt. Die Preise in Estland sind angenehm günstig und haben deutsches Niveau. Nur die Nudeln sind teurer geworden. Und – in Estland liegt der „Mutti-Limes“. Es gibt hier keine Tomatensoße dieses Herstellers mehr in den Läden; – Schade. Noch ein anderer „Limes“ liegt hier. Der „Harisa-Limes“. Die würzige Chilisoße aus Tunesien war in Skandinavien nicht zu bekommen. Hier findet man sie zu günstigeren Preisen als zuhause. Erwähnenswert ist außerdem noch, daß ich bisher in keinem anderen Land so viele blonde und hübsche Frauen gesehen habe wie in Estland 🙂 Der Blick der Menschen hier erscheint offener. Ein Lächeln wird erwidert, es herrscht nicht mehr das Gefühl vor, sich für seine aufgeheiterte Stimmungslage entschuldigen zu müssen. Die Grill- und kostenlosen Übernachtungsplätze in den Naturparks sind ausgezeichnet. Die Ver- und Entsorgung für Wohnmobile ist allerdings nicht so einfach wie in Norwegen. Wo ein Licht brennt, ist eben auch Schatten….

P.S. ( Karin ): Auch der Spielautomaten-Limes wurde überquert. Fand man diese doch in Finnland in jedem Lokal und Supermarkt. Pustekuchen in Estland. Ach ja, auch die estischen Blondinen kennen Haarfarbe und Bleichmittel:-).

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