Seit ein paar Tagen sind wir wieder in Schweden. Der Verkehr ist entschleunigend, wie wir es von der Hinfahrt und aus Norwegen gewohnt waren. Mit 70 km/h durch die Landschaft und mit 110 km/h auf der Autobahn. Diese Regelungen würden wir uns auch in Deutschland wünschen. Unseretwegen auch die unzähligen permanenten Kameras am Straßenrand. Das Navigationsgerät warnt uns rechtzeitig vor ihnen. Aber ihr Vorhandensein hat einen erzieherischen Effekt, der nicht zu unterschätzen ist. So viele Begegnungen und Gespräche wie in Schweden hatten wir weder in Norwegen und Finnland, noch in Estland und Lettland. Die Schweden sind einfach sehr kommunikativ, nett und hilfsbereit. In Norwegen hat man oft das Gefühl, sie sind überheblich und „gucken einen mit dem Arsch nicht an“. Finnland dagegen ist ein eigenes Kapitel wert. Dort wird man komisch beäugt, wenn man sich nur erdreist ein Lächeln auf den Lippen zu tragen. Vor sich hinstarren und flüstern gilt wohl als stilvoll. Die Pärchen an den Tischen in den Restaurants schauen sich gegenseitig an, wortlos natürlich, pulen mit Zahnstochern in den Zähnen herum und sehen sich dabei in die Augen. So scheint Erotik auf finnisch zu laufen. Aber wir sind zurück in Schweden und uns gefällt es sehr gut hier, vor allem auf Öland (!). Zur Hauptsaison möchten wir zwar nicht hier sein, aber Anfang Septemper läßt es sich hier aushalten. Viele Touristengeschäfte haben bereits geschlossen, was uns nicht weiter stört, solche Läden betreten wir sowieso nur selten. Der Süden der Insel ist reizvoller als der Norden, der eher an die Vegetation und Siedlungsweise des Festlandes erinnert. Im Süden findet man viele Zeilendörfer und für Ornithologen ist die Insel sicher ein Paradies. Auffällig sind die unzähligen, in den Wind drehbaren Windmühlen. Heute stehen davon noch ca. 400. Im 19. Jahrhundert waren es um die 2000 Stück. Für historisch Interessierte sind die Gräberfelder aus der Eisen- und Wikingerzeit zu nennen. Am beeindruckendsten sind allerdings die Steinkreise, die hier äußerst zahlreich vorkommen und sich auch auf den Weiden der Bauern befinden. Wenn ich mir an dieser Stelle so manchen fränkisch-teutonischen Bauern vorstelle, dann habe ich nur den Spruch im Ohr: „Des aldda Gelumb muss wach“. Und es ist ja auch weg. Wo findet man so etwas noch bei uns? Die Steinzertrümmerer unserer Großbauern haben den Rest schon vor langem ins historische Nirvana geschickt.
Hier stehen die gleichen Bäume, nur empfinden wir sie anders.
Es sind die gleichen Menschen, nur sehen wir sie anders.
Wir führen ähnliche Gespräche, nur verlaufen sie anders.