Das Areal ist sehr weitläufig. Durch die zahlreichen Massengräber mit der Aufschrift der Gesamtzahl an Toten wirkt die Gedenkstätte noch bedrückender auf uns als Buchenwald. Das Dokumentationszentrum ist außen und innen modern gestaltet und die Infotafeln und filmischen Einblendungen sind sehr gut aufbereitet. Wir verbringen einige Stunden auf dem Gelände. Der Weg zum Kriegsgefangenenfriedhof führt durch einen Wald, den die Häftlinge damals schon gehen mussten. Er führt uns mitten durch ein militärisches Sperrgebiet. Am Waldrand und an den Wegen befinden sich überall Schilder, auf denen zu lesen ist, daß man den Weg nicht verlassen dürfe. In der Entfernung sind leise, dann immer lauter, Maschinengewehrsalven im Dauerfeuer zu hören. Dazwischen undefinierbares Artilleriefeuer. Auf dem ehemaligen Lagergelände begegnen uns niederländische und deutsche Soldaten in Uniform. Auf uns wirkt das ziemlich befremdlich. Eine große Kaserne und ein riesiger Truppenübungsplatz, der bereits im Nationalsozialismus genutzt wurde befinden sich in unmittelbarer Nähe. Wir besuchen das ehemalige KZ an einem sonnigen Tag. Im Wald singen die Vögel das gleiche Lied wie vor fast 80 Jahren. Ein leicht modriger Nadelduft steigt uns in die Nase und auch er liegt bei dieser Witterung seit Ewigkeiten in der Luft hier. Die Bilder auf den Dokumentationsstelen- und Tafeln sind in Schwarz-Weiss, doch die Menschen haben damals an einem Frühlingstag Anfang Juni ihre Umgebung so farbig wahrgenommen wie wir im Jahr 2020. Das Grauen wird uns in Bildern monochrom präsentiert, gemordet wurde jedoch in Farbe, an der zu dieser Jahreszeit blühenden Wiese, die durch den Tanz der Bienen auf den Blumen lebendig wirkt.