Wir sind zurück. Wir fahren auf den Parklplatz von dem aus wir letztes Jahr um diese Zeit unsere Reise begonnen haben. Dieser Moment macht uns stumm. Wir sitzen da und sind beide in unseren eigenen Gedanken versunken. Wie schnell ein Jahr vergeht, denken wir sicher beide, während wir uns aus unseren Sitzen schälen. Die Tür zu öffnen fällt schwer. Danach sind wir wieder da. In einer Form von Realität, die für uns ein Jahr lang nichtig war. Wir mussten nichts. Wir hatten keine Verpflichtungen. Wir sind gereist. Ohne Kompaß, ohne Reiseführer, ohne Plan, ohne die Buchung für die Wohnung, den ganzen Kram, den Menschen glauben zu brauchen, um auf Reisen zu gehen. Man braucht all das nicht. Es genügt die ungefähre geografische Richtung und zwei Menschen die sich vertrauen. Gestartet sind wir im letzten Jahr Anfang Juli. Und aus heutiger Sicht müssen wir feststellen, daß das letzte Jahr an uns vorbei gerast ist. Sicher, wir waren in vielen Ländern und hatten einige schöne Begegnungen mit Menschen, die zwischen uns immer noch Gesprächsstoff sind. Aber insgesamt ging das Jahr zu schnell vorüber. Wir fragen uns, wo die Zeit geblieben ist.
Auf unserer Reise im Juni durch Deutschland haben wir uns das erste Mal im Van geduscht. Hätten wir vorher gewußt, wie unkompliziert das vonstatten geht, wären wir auf unserer Reise ohne den Besuch eines Campingplatzes ausgekommen. Auf diesen Plätzen haben wir uns gestellt, um einmal in der Woche unsere Wäsche zu waschen und uns einer umfangreichen Dusche zu unterziehen. In den nördlichen und südlichen Ländern gibt es Waschsaloons an jeder Ecke. Wir Deppen haben sie nur nicht genutzt. Ein kommunaler Stellplatz ist für unsere Bedürfnisse ausreichend. Und wenn wir in Zukunft wieder kürzere Reisen unternehmen, werden wir sicher Campingplätze meiden und nach kommunalen oder „freien“ (im deutschen Sprachgebrauch „wilden“) Stellplätzen Ausschau halten, denn die Campingplatzathmosphäre sagt uns gelinde gesagt weniger zu.
Wenn man ein Fazit wagen möchte, könnte man fragen, was uns das Jahr gebracht hat? In erster Linie eine Auszeit, die für Karin sicher heilsamer war als für mich. Karin hat auf dieser Reise (leider viel zu spät und schmerzlich) erkannt, daß es andere Lebenszusammenhänge und Sinnstiftungen gibt, um es vorsichtig auszudrücken. Und, daß vor allem Menschen da sind, die vernachlässigt wurden, die einen aber so nehmen wie man ist. Das ist schon sehr viel. Meine Frau hat wieder lachende Augen, sie beherrscht mittlerweile die Kunst des „Smalltalks“ besser als ich. Für mich wäre das Fazit genug.
Mit offenem Blick und Herz auch weiterhin durch’s Leben gehen. Auch heute knapp zwei Jahre nach unserer unvergesslichen Reise werden Erinnerungen wach an die Zeit, die auch im wieder eingekehrten Alltag ein Lächeln zum Vorschein zaubern. Danke Stephan mit „ph“ für einfach alles