Auf Wiedersehn Albanien- ein Fazit

Vor unserer Reise nach Albanien wussten wir so gut wie nichts über dieses Land. Sicher, der Name der Hauptstadt war uns geläufig, ebenso dessen ungefähre geografische Lage. In deutschen Medien taucht Albanien in der Regel nur in Verbindung mit Drogengeschäften im großen Stil auf. Nicht nur der europäische Kokainhandel soll von Albanien aus koordiniert werden, auch der Großteil illegaler Cannabisprodukte werden in Albanien produziert. Gesehen haben wir allerdings keine einzige Hanfpflanze, was wohl daran lag, daß wir nach der Ernte anreisten, wie uns Einheimische erklärten. Bei der Erwähnung unseres Reisezieles gingen die Reaktionen von Freunden und Bekannten im Vorfeld unserer Reise alle in die gleiche Richtung. Der Griff in die Schubladen der Vorurteile machte aus den Albaner entweder „Gauner“, oder „Messerstecher“, oftmals auch beides gleichzeitig. Wohl wissend, daß das Unbekannte auf der einen Seite der Mystifizierung und Glorifizierung anheimfallen kann, auf der anderen Seite aber regelmäßiger die eben erwähnte Abwertung hervorruft, wollten wir uns ein eigenes, unbefangenes Bild von Land und Leuten machen. Bereist haben wir ein Land, das uns landschaftlich enorm beeindruckt hat. Von den albanischen Alpen im Norden, bis zu griechisch geprägten Landstrichen im Süden des Landes. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen wirkte auf uns in den ersten Tagen befremdlich. Wir sind es nicht gewohnt, von einem Wildfremden einfach etwas geschenkt zu bekommen, ohne Hintergedanken. Oftmals wurde uns zugewunken und vor allem Jugendliche haben uns auf Englisch und Deutsch angesprochen. „Welcome to Albania“ hörten wir nicht nur einmal. Und Deutschland wird von vielen in den höchsten Tönen gelobt. Als Arbeiter waren auch viele schon für eine gewisse Zeit dort und können deswegen ein paar Brocken Deutsch. Irgendwoher müssen ja die billigen Arbeiter unserer Subfirmen kommen. Die Gemüsestände am Straßenrand bieten heimisches Obst und Gemüse von sehr guter Qualität an. Der Knoblauch ist saftig, die Gurken und Auberginen sind verschrumpelt, krumm und fleckig, schmecken aber intensiv. Bei uns im Supermarkt sucht man diese Qualität vergebens. So etwas findet aufgrund seines Aussehens seinen Weg in die Auslagen nicht. Albanien ist das einzige europäische Land, in dem man mit dem Camper frei stehen darf. Davon haben wir regen Gebrauch gemacht und an keinem Ort hatten wir ein Problem. Im Gegenteil, die Begegnungen mit den Einheimischen waren immer freundlich und so mancher hätte uns auch kostenlos Wasser für unseren Camper zur Verfügung gestellt. Bei den zahlreichen Polizeikontrollen am Straßenrand wurden wir immer durchgewunken. Es kursiert auch die Geschichte im Netz von der Polizeistreife, die sich bei einem frei stehenden Camper erkundigte, ob denn alles in Ordnung sei, oder ob er noch etwas bräuchte. In der ganzen Zeit hatten wir keine einzige Situation, in der wir uns unsicher fühlten. Um es mit den Worten Arvis zu sagen: „Seit froh jetzt hier zu sein, vor der großen Veränderung. So habt ihr Albanien noch einmal gesehen, bevor der Tourismusboom und die EU die Seele der Albaner beschädigen“. Dem können wir nur zustimmen.

Fischer in der Bucht von Orikum.
In einem „guten Lokal“ in Orikum. Die Bohnensuppe war sehr schmackhaft, der Oktopus dagegen buckelhart und die Fische waren zu Tode fritiert. Nach dem Essen hatten wir beide Dünnpfiff. Vermutlich war der Raki schuld 🙂
Der flugunfähige Krauskopfpelikan Johnny.
Eine osmanische Festung.
Bei einem höllischen Wendemanöver auf dem Weg zur Burg Rozafa ist der Schmutzlappen abgefallen.
Unser Stellplatz am Skutarisee, am Tag vor unserer Abreise aus Albanien.
Grenzübergang nach Montenegro bei Han i Hotit.
Landschaft in Montenegro.
Grenzübergang nach Bosnien und Herzegowina.
An unserem Übernachtungsplatz bei einem alten Kloster.

Grenze Albanien/Montenegro: Anstellen, Pässe zeigen, Laderaum auf. An der albanischen und an der montenegrinischen Grenzstation.

Grenze Montenegro/ Bosnien-Herzegowina: Anstellen, Pässe zeigen, Laderaum auf. An der montenegrinischen und an der bosnischen Grenzstation.

Grenze Bosnien-Herzegowina/ Kroatien: Anstellen, Pässe zeigen, Laderaum auf. An der bosnischen und an der kroatischen Grenzstation.

Und immer diese geklonten bulligen Typen, die aus ihrem Häuschen heraus schnauzen: „Open luggage“. Das „please“ fehlt, möchte man antworten, doch ein Reflex der dem Eigenschutz dient, verbietet der Zunge die Artikulation. Also Klappe auf und Klappe zu. Seitentür auf und zu. Nein wir haben keinen Schnaps, Käse, Zigaretten und den ganzen Kram den Menschen anscheinend gerne über Grenzen bringen. Und immer die Frage, wohin wir wollen. Natürlich nach Hause: „Home“, „Transit“. Mit diesen beiden Worten ist jeder Grenzbeamte zufrieden zu stellen. Ab Dubrovnik fahren wir die Küstenstraße nordwärts. An einem schmalen Streifen von ein paar Kilometern liegt diese auf bosnischem Gebiet. Und selbst dort gibt es keine Transitlösung, sondern Grenzstationen mit dem vollen Zirkus. Als der kroatische Beamte wissen möchte was sich bei unseren Auto in der Klappe hinten rechts befindet, antworte ich: „Gas chamber“, da mir die korrekte Bezeichnung „Gas box“ im Moment entfallen war. Er nickt zustimmend und gibt sein O.K. zur Weiterfahrt. Für einen kroatischen Grenzer ist es anscheinend völlig normal, wenn ein Deutscher seine Gaskammer immer mit an Bord hat. Bei der Fahrt auf der Küstenstraße zieht die Landschaft von Bosnien-Herzegowina und Kroatien an uns vorbei. Ein Postkartenmotiv nach dem anderen. Kleine Ortschaften, in malerischen Buchten gelegen, eine jede mit seiner Marina und einem kleinen Strandabschnitt. Nur die frei laufenden Tiere fehlen seit Albanien. Kein Schwein, Esel, Pferd, Huhn, Rind, Schaf und Ziege. Nirgends. Nicht einmal Straßenhunde sieht man. Vermutlich werden sie wie in Serbien von kommerziellen Fängern aufgegriffen und in Tötungsstationen gebracht. Die gewohnte Ordnung hat uns wieder. Kroatien wirkt (zumindest in diesem Teil) sehr sauber, zu sauber für unsere immer noch albanisch geprägten Sinne. Leitplanken, Sicherungszäune, Verbotsschilder. Das Freistehen ist in diesem Land nicht erlaubt und wird auch in der Nachsaison geahndet. So mancher wurde nachts schon aus dem Bett gescheucht und musste weiterziehen. Sympathisch klingt das für uns nicht. Da sind die Italiener toleranter und selbst in Deutschland ist es kein Problem, auf einem regulären Parkplatz zu übernachten.

Dörfer und Buchten an der kroatischen Küstenstraße.

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