Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn…

Ab nach Italien, dort herrschen auch im Herbst noch sommerliche Temperaturen. Auf der A7 geht es Richtung Füssen, um bei Reutte nach Tirol zu fahren. Über die A7 fährt es sich entspannter als über die A9 nach München, denn der Verkehr hält sich in Grenzen. In Hopfen am See verbringen wir die erste Nacht auf einem Wanderparkplatz. Zwischen einem befahrenen Zuggleis und einem Naturschutzgebiet gelegen, wird der große Schotterplatz auch von Hundehaltern frequentiert, die ihre Vierbeiner dort ausführen. Außer uns steht nur noch ein weiteres Wohnmobil auf dem Platz. Am nächsten Tag in aller Frühe kommen die ersten Gassigänger. Nachdem sie ihre Köter ausgeführt und zurück ins Auto bugsiert haben, brausen sie mit Vollgas davon und drücken dabei sehr lange auf ihre Autohupen. Dieses Verhalten soll wohl bedeuten: „Verpisst euch, ihr Deppen“. Dabei kommt uns die Begegnung mit einem deutschen Segler ins Bewußtsein, den wir in einem schwedischen Hafen getroffen hatten und mit dem wir ein stundenlanges anregendes Gespräch führten. Dieser meinte er würde keinen Urlaub mehr in Bayern machen, da die sich dort eben so aufführen wie wir es in Hopfen am See erleben durften. Es mag ja sein, daß die Leute sich da unten mittlerweile vom Tourismus überrollt fühlen, aber mein Gott, wenn im Herbst und Winter die Parkplätze leer sind und die Camper ihren Müll wieder mitnehmen, dann gibt es doch keinen Grund sich so aufzuführen. So ein Verhalten haben wir bisher nirgends erlebt und es ist auch für uns ein Grund, die Region als Urlaubsziel zukünftig zu meiden, soweit sind wir uns mit dem Segler aus Schleswig einig. Oben im Norden hatten wir unsere Ruhe vor solchen Bergschraden.

In Tirol fahren wir über das Timmelsjoch nach Südtirol. Den Österreichern müssen wir dafür natürlich Maut berappen, die zum Teil an die Italiener transferiert wird. So spektakulär wie in meiner Erinnerung ist die Strecke nicht. Viele Spitzkehren gibt es, doch die Straße haben sie wohl seit den 80er Jahren verbreitert. Wir sind schon interessantere und schwierigere Pässe gefahren. Das Wohnmobil mit seinen 3 Tonnen Gewicht will natürlich gebremst werden. Bergab hat es dann doch gehörig aus den Radkästen gequalmt, da ich mit der Motorbremse etwas nachlässig umgegangen bin. Aber wir sind unten angekommen und fanden uns in Südtirol wieder, eine der langweiligsten Regionen, die wir bisher gesehen haben. Apfelplantagen soweit das Auge reicht, in einem Tal das nicht enden will. Schnell weg von hier.

Am Timmelsjoch.
Zwangspause am Timmelsjoch, da es aus den Radschächten qualmte.
Wie wäre es mit einem Schild auf dem steht was alles erlaubt ist… 🙂

Der Gardesee ist nicht viel besser. Eine Ortschaft reiht sich an die nächste. Restaurants, Cafes, Bars und Vergnügungshöllen für jedes Alter. Der See an sich ist schön, wenn nur der ganze Klimbim nicht wäre. In Torbole verbringen wir die Nacht auf einem städtischen Stellplatz auf dem die Toiletten bereits um 19 Uhr schließen. Toll, in Italien wird einem so langsam bewußt, welche Dimensionen das „Hartlingsche-Toilettendilemma“ annehmen kann und daß es auch wirklich existiert 🙂 Am nächsten Tag treffen wir Walter auf einem Campingplatz bei Lazise, der dort zufälligerweise mit einem befreundeten Ehepaar steht. Wir hatten einen schönen Abend mit den dreien.

Besuch bei Walter in Lazise auf dem Campingplatz.

Über das Podelta und Rimini geht es weiter nach Cascia in Umbrien. Dort sind wir durch Zufall gelandet. Wir sind den unzähligen Reisebussen vor uns hinterher gefahren. In Cacia liegt die Hl. Rita begraben. Fünf Kilometer weiter, in dem 70 Seelendorf Roccaporena wurde sie geboren. Dort haben wir genächtigt und dem Wallfahrtstreiben zugesehen. Willkommen in Italien. Wir sind am nächsten Morgen auf dem Kreuzweg zur Bergkapelle gelaufen. Dort soll die Heilige jeden Tag gebetet haben. Souvenirs haben wir bei den örtlichen Devotionalienhändlern natürlich auch erworben.

Roccaporena von der Bergkapelle aus betrachtet.
Reges Treiben im Wallfahrtsort.
Nicht nur Heiligenbildchen, auch regionale Spezialitäten gibt es hier.
Er sucht die Morgensonne….
il numero cinque.
Bilder am Kreuzweg.
Der Kläffer im Dorf.
Oben angekommen….
Vongolefischer im Podelta.

Der Verkehr in Italien ist extrem. Die dichte Besiedelung, vor allem an der Küste und in der Poebene tragen nicht dazu bei, ein Gefühl der Entspannung aufkommen zu lassen. Außerdem ist die Landschaft flach und ein Industriekomplex reiht sich an den nächsten. Die Straßen sind teilweise in einem erbärmlichen Zustand. Oft genug werden wir kilometerlang durchgerüttelt. Unsere Klospülung hat den Geist aufgegeben. An der Sicherung liegt es nicht, es wird wohl die Pumpe sein. Die eine Kennzeichenleuchte funktioniert ebenfalls nicht, ich weiß nur nicht wie ich die Lampenfassung öffnen soll, die Bedienungsanleitung ist etwas widersprüchlich gehalten. Was mir allerdings Sorgen bereitet: Die Temperaturanzeige steht immer in Mittelstellung, bei kalten wie bei warmen Zustand des Motors. Und ich bin mir nicht sicher, ob der Lüfter anläuft. Laut Internetdiagnose kann die Ursache vielfältig sein. Vom einfachen Masseproblem eines Kabels, den Temperatursonden, bis zur defekten Platine des Anzeigeinstruments. Wie beruhigend 🙂 Wir passen uns dem Land an, machen es wie die Italiener und ignorieren solche Nebensächlichkeiten. Erfreulich ist nämlich, daß der Espresso nur 1 € kostet und die Tassen, anders als in Deutschland, vorgewärmt sind. Es sind die kleinen Dinge, die zählen und glücklich machen. Natürlich schlagen wir dazu noch das Angebot an Meeresfrüchten an der Fischtheke, den hervorragenden Käse und die diversen Salamis. Der Verfasser dieses Textes wird auch nicht müde zu erwähnen, daß die Kutteln und Ochsenschwänze hier in verschiedenen Varianten angeboten werden. Hier scheint es eine Tür zum kulinarischen Paradies zu geben, die uns einen Spalt weit geöffnet wurde, was kümmert uns da eine Anzeige in einem Haufen rollenden Blechs, – erst mal.

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