Frankreich im Schweinsgalopp

Wir hätten gerne länger Zeit gehabt für dieses wunderschöne Land, doch täglich ändert sich die gesetzliche Lage in Sachen Covid-19 und die Infiziertenzahl schießt in die Höhe. Anders als auf spanischen Autobahnen, herrscht in Frankreich Hochbetrieb. Wir hoffen, daß sie nicht dem Beispiel vieler Madrilenen folgen und in die ländlichen Regionen einfallen. Hinsichtlich Infektionsschutz wäre das natürlich katastrophal, aber irgendwie sieht alles danach aus. Am Abend ist aus den Medien zu entnehmen, daß Macron eine Ausgangssperre verhängen will, mit Sicherheit ein richtiger Schritt. Nach fast 700 Kilometern Fahrt heute (mit fast 150€ Mautgebühr bisher, machen die „Saugnäpfe“ einen immensen Gewinn mit Rückkehrern, die im Normalfall die kostenlosen Nationalstraßen fahren würden), kommen wir der deutschen Grenze näher. Metz in Lothringen ist noch an die 400 km entfernt. Da für uns die nördliche Route kürzer ist, fahren wir morgen im Laufe des Tages bei Saarbrücken über die Grenze.

Aber, es gibt noch ein Leben neben Covid-19. Die Italiener singen (vielleicht mit Galgenhumor) auf ihren Balkonen, in Madrid gibt es Klatschkonzerte, auch das ist die Welt im Krisenmodus. Hier noch die Bilder aus Braganca, der Stadt in Portugal, die wir vor zwei Tagen fluchtartig Richtung Heimat verlassen haben.

Übernachtungsplatz unterhalb der Burg.
Der Frühling in voller Blüte.

Vorher kommen wir durch Chaves, einer Grenzstadt im Norden des Landes direkt an der Grenze zu Spanien, an der die N2 ihren Anfang nimmt. Den dortigen Kilometerstein mussten wir natürlich aufsuchen, da wir die N2 zu großen Teilen gefahren sind. Viele Motorradclubs haben auf dem Stein ihre Aufkleber angebracht.

Durch Frankreich reisen, ohne ein Baguette verzehrt zu haben, wäre für uns ein kulinarischer Sündenfall. Das Brot kostet immer noch einen Euro, wie vor Jahren schon. Eine Brotpreiserhöhung würde wohl wie einst zu einer ausgewachsenen Revolution führen 🙂

Den Saft von Edeka hatten wir noch in der Kiste und die Dose mit dem chinesischen Tee ist rein zufällig auf dem Bild.

Wir brechen ab…

Heute fahren wir von Braganca in Nordportugal bis unterhalb von Bordeaux. Insgesamt sind es 670km. Wenn wir nochmal soviel fahren würden, wären wir immer noch in Frankreich. Morgen fahren wir weiter, aber vermutlich noch nicht über die Grenze, da wir uns das Chaos am Montag, wenn in Deutschland der Grenzverkehr eingestellt wird lebhaft vorstellen können. In unser gelobtes Land werden sie uns ja rein lassen, so zumindest die Aussage vom „Innenhorst“ heute Abend in den Nachrichten. Eine Nacht werden wir in Frankreich also noch verbringen. In Deutschland wird es wohl dann noch mal eine Übernachtung irgendwo geben. Wir müssen ja nicht hetzen wie die Wahnsinnigen, es reicht, wenn die ganze Welt momentan durchdreht. Unser Wohnmobil ist vergleichbar mit einer Quarantänestation. Gut tanken müssen wir. In Portugal und Spanien geht die Bezahlung nur noch durch die Glasscheibe. An der Kasse werden Handschuhe getragen. Der Grenzübertritt von Portugal nach Spanien und von dort nach Frankreich verläuft problemlos, ohne Kontrollen. Die Fahrt durch Spanien ist schon etwas gespenstisch. Hunderte von Kilometern ist die Autobahn fast komplett leer. Fast keine LKWs sind unterwegs. Wir kommen uns vor wie in einem Mad-Max-Endzeitfilm. Wir sehen nur Autos mit ausländischen Kennzeichen. Briten, Niederländer, Franzosen und Deutsche. Streckenweise fahren nur Wohnmobilkonvois auf der Autostrada. Die Städte und Dörfer an der Strecke wirken wie ausgestorben. Kein Mensch ist auf der Straße. Geisterstimmung im Vorbeifahren. Militärkolonnen fahren in Richtung portugiesischer Grenze. Die Schönheit der Landschaft (Baskenland!) wird nebensächlich und die Werbetafeln für lokale Attraktionen und Restaurants wirken deplatziert, fremd, fast möchten wir sagen vulgär. Wir stehen auf einem öffentlichen Stellplatz 100km vor Bordeaux. Neben uns Briten, Niederländer und Finnen, die ebenfalls auf der Rückreise sind. Seltsam, daß man sich mittlerweile an der Schranke der Mautstation, oder an der Raststätte zulächelt und grüßt. Das haben wir vor der Coronakrise nicht so häufig erlebt. Es fängt zu regnen an. Seit über fünf Wochen die ersten Regentropfen.

Hier noch die aktuellen Fallzahlen der John Hopkins Universität:

Zugriff am 15.3.2020, um 21:50.

Aus der Camperküche – Pico de gallo

Es gibt Tage, an denen einfache Gerichte angebracht sind. Vor allem wenn sie sich am Vortag zubereiten lassen, um dann am nächsten Tag als Frühstückshappen verzehrt zu werden. Pico de gallo (deutsch: „Hahnenschnabel“) fällt für mich in diese Kategorie. Die Salsa besteht im wesentlichen aus Tomaten, Zwiebeln und Chili-Schoten. Mein Rezept kommt mit 4-5 Tomaten aus. Davon verwende ich nur das Fruchtfleisch. Das Innere und die Kerne werden entfernt. Eine Gemüsezwiebel wird in kleine Würfel geschnitten und wandert zu den Tomaten. Chillies werden nach Geschmack und Tagesform geschnitten, oder ganz untergemischt. Danach gebe ich noch 5 klein gehackte Knoblauchzehen dazu, der darf bei mir bekanntlich nicht fehlen. Dann wird mit gemahlenen Pfeffer gewürzt und mit dem Salz nicht gegeizt. Der Saft einer halben Zitrone bzw. einer oder mehrerer Limetten macht sich hier ebenfalls sehr gut. Persönlich mag ich noch einen Spritzer Olivenöl an diesem Gericht, aber daß kann jeder halten wie er mag. Bei der letzten Zutat scheiden sich die Geister. Die einen lieben sie, für die anderen ist sie der Inbegriff kulinarischer Verirrung. Ich spreche von Blattkoriander, der als Cilantro auch bei uns mittlerweile im Supermarkt erhältlich ist und im Süden Portugals in vielen Gerichten Verwendung findet. Ich mag Cilantro und den anfänglichen Geschmack nach Seife bzw. Mottenkugeln nehme ich nicht mehr wahr. Man kann sich an das Kraut (wie an Knoblauch 🙂 gewöhnen.

Der Geruch von Korianderblättern wird häufig mit dem der Wanzen verglichen. Das Korianderaroma wird durch Aldehyde verursacht, die so oder ähnlich auch in Seifen vorkommen. Einige Insekten erzeugen durch Zersetzung von Fettmolekülen ähnliche Gerüche, um andere Tiere anzulocken oder abzuschrecken. Bei Menschen, die nicht mit diesem Aroma vertraut sind, erkennt das Gehirn unter Umständen die Ähnlichkeit mit Seife und der Körper reagiert mit starken instinktiven Abwehrreaktionen, die bis zum Erbrechen reichen können. Darüber hinaus hat die Abneigung gegen Korianderblätter möglicherweise eine genetische Komponente, zumindest bei einigen Menschen. Dies hat Charles J. Wysocki vom Monell Chemical Senses Center in Philadelphia in mehreren Studien untersucht. Viele Menschen haben ihre anfängliche Abneigung gegen Korianderblätter nach wiederholtem Verzehr überwunden„.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Echter_Koriander, Zugriff am 12.03.2020.

Should I Stay or Should I Go

Die Nachrichten über den Coronavirus werden immer beunruhigender. Sieht man sich die Weltkarte mit den Infektionsgebieten an bleibt festzuhalten, daß bisher nur wenige Regionen von der Pandemie verschont geblieben sind. Kitas, Schulen, Universitäten und Restaurants werden geschlossen und viele Länder machen ihre Grenzen dicht. Im Moment sitzen wir hier im Norden Portugals, südlich von Porto und schauen uns die Grafik über die regionale Verteilung des Covid-19 an, die im Internet verfügbar ist. Stündlich ändert sich die Lage. Madrid ist jetzt zum Risikogebiet erklärt worden. Unsere Absicht war eigentlich über den Norden Spaniens nach Frankreich weiter zu reisen, um dann Mitte April wieder zu Hause zu sein. Im Moment wissen wir jedoch nicht, ob wir Spanien und Frankreich durchqueren, oder nicht lieber mit Proviant eingedeckt am Rande eines Naturreservates auf bessere Zeiten warten sollen. Wie wird die Situation für uns sein, falls Spanien und/oder Frankreich seine Grenzen schließt? Unter Menschen müssen wir im Moment nur an der Tankstelle und zum Einkaufen im Supermarkt. Doch an diesen Orten schleicht sich langsam die Paranoia an uns heran. Den Griff des Einkaufkorbes zu umfassen wird zur Mutprobe, der Hustenanfall eines Einheimischen an der Fleischtheke zum Vorspiel für den abendlichen Hirnfick. In Portugal gibt es bisher (13. März 2020) nur 112 bestätigte Fälle. Allerdings viele in der Region, in der wir uns im Moment befinden. Die Großstadtregionen Lissabon, Porto und natürlich das klassische Touristengebiet Algarve gehören zu den Orten an denen die häufigsten Infektionen stattfinden. Ja, was nun? Gehen, oder bleiben? Im Moment wissen wir es noch nicht. Wir warten den nächsten Tag ab…

Get your kicks on Route 66

Ein paar Tage Algarve genügen uns. Es ist schön, die Landschaft mal gesehen zu haben, aber auf Dauer macht es hier keinen Spaß. Der Wind ist zu dieser Jahreszeit ziemlich heftig, obwohl die Temperaturen über 20° Celsius liegen. Die Städte an der Küste könnten in Touristenhochburgen überall auf der Welt liegen. Restaurants, riesige Hotelkomplexe, Fitnesshallen, Bars und allerlei Tandläden säumen die Straßen. An den offiziellen Stellplätzen treten sich Deutsche, Niederländer, viele Briten und vor allem „Saugnäpfe“ (so übersetzt unsere App „Franzosen“) auf die Füße. Auf irgendwelchen staubigen Plätzen möchten wir nicht länger stehen, nur um uns die Sonne der Algarve auf den Pelz brennen zu lassen. Irgendwie ist uns unsere Zeit dafür zu kostbar. Seltsam, daß es viele an solchen Plätzen monatelang aushalten ohne durchzudrehen. Auch in Portugal verspüren wir wieder den Drang, uns die Küste anzusehen, kurz Meerluft zu schnuppern, aber dann relativ schnell das Hinterland anzusteuern. Das Alentejo ist relativ dünn besiedelt, die Landschaft abwechslungsreich und den extremen Küstenwind vermissen wir hier nicht. Für die Einwohner stellt sich die Situation nicht ganz so romantisch dar. Die Region hat eine der höchsten Selbstmordraten Europas. Auffallend ist die intensive Weidewirtschaft. Kuh- und Bullenherden grasen auf riesigen Flächen, die sich mit Schaf- und Ziegenherden den Landstrich teilen. Korkeichen stehen bis an den Straßenrand, der untere Bereich der Rinde ist geschält und geschwärzt, vermutlich als Schutz gegen die intensive Sonnenstrahlung. Der Süden Portugals ist eher flach. Selten steigen wir über 200 Meter NN. Auffallend und überraschend für uns ist der Waldbestand. So viele Bäume haben wir hier nicht erwartet. Erneut ein Beleg dafür, daß Vorstellung und Wirklichkeit selten miteinander zusammengehen. Und ja, es stimmt, die Portugiesen haben ihr Land nicht in dem Ausmaß in eine riesige Plantage verwandelt wie die Spanier. Olivenhaine, die über mehrere Stunden Fahrt an uns vorüberziehen haben wir hier noch nicht entdeckt. In Alvor haben wir beschlossen, auf der N2, der portugiesischen Route 66 Richtung Norden zu fahren. Die N2 verbindet Faro im Süden des Landes mit der Stadt Chaves im Norden. Sie ist die längste Straße Portugals. Sie schlängelt sich durch Berge und Täler, Dörfer im Hinterland und 11 Distrikte. Mit 737 Kilometern Länge zieht sich die N2 mitten durch Portugal und wird deshalb oft als die Wirbelsäule des Landes bezeichnet. Für Motorradfahrer ist diese Strecke ein absolutes Paradies. Auf den Straßen herrscht wenig Verkehr, die Kurven sind zahlreich, die Dörfer und Städte auf der Strecke „authentisch“, wenn man diese Bezeichnung bemühen möchte. Manchmal ändert die Straße ihre Bezeichnung, bzw. geht kurzfristig in andere Straßen über, sodass man des öfteren nach ihr suchen muss. Ab Abrantes verändert sich die Landschaft. Die Kakteen verschwinden langsam, die Landschaft wird bergiger. Auch die Architektur der Häuser ist anders. Plötzlich dominieren Satteldächer, statt Flachdächer. Auch der Verkehr nimmt zu und wohl auch die Populationsdichte, wenn man der Karte trauen darf. Die Schäden der extremen Brände 2017 sind immer noch sichtbar. Stundenlang begleiten uns die Überreste verkohlter Bäume und Häuser, die der Feuersbrunst zum Opfer gefallen sind. Statt nach Fatima zu fahren, haben wir uns auf den Weg nach Gois gemacht. Eine schnuckelige Kleinstadt, östlich von Coimbra (vermutlich spricht man Gois wie „Goisch“, oder gar „Schoisch“). Die Nachrichten über den Coronavirus beunruhigen uns. Einen Wallfahrtsort mit Tausenden Fußlahmen aus aller Herren Länder wollen wir uns nicht geben. Der Vergleich mit Ghom im Iran drängt sich uns auf. Santiago de Compostela werden wir deshalb ebenfalls meiden. Öffentliche Toiletten sind für uns Risikofaktoren genug. Wenn es geht, benutzen wir unser WC im Van. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.

Die Burg von Monsaraz.
Wir haben nicht gedacht, daß Portugals Natur so grün ist. Auch der immense Waldbestand ist beeindruckend.
Auch in Portugal gibt es Stierkämpfe.
Abrantes haben wir als landschaftliche und innerkulturelle Grenze wahrgenommen. Im Hintergrund der Tejo, mit 1007 Kilometern Länge der längste Fluß auf der Iberischen Halbinsel.
Bei Montargil.
Hat Ähnlichkeit mit einem Bonsai, nur ist er etwas größer.
Unser Stellplatz in Gois.
Genügend Stellplätze, Bänke, Ver- und Entsorgung, Mülleimer und demnächst auch kostenlosen Strom gibt es in Gois.
Das Wasserrad von Gois.
Als wir hier rasten kommt ein Bauer mit dem Traktor vorbeigefahren und ruft uns zu: „Guten Abend, Deutschland gut“, dabei streckt er seinen Daumen in die Höhe.
Sabugueiro, eines der höchst gelegenen Dörfer Portugals.
In der Serra da Estrela an einem Staudamm.
Auf dem Weg zum Gipfel des Torre liegt noch Schnee.
Auf dem Torre, mit 1993 Metern höchster Berg des portugiesischen Festlandes und das einzige Skigebiet Portugals.
Stauseen in der Serra da Estrela.

Portugal is not Spain

Unser Reiseführer weist uns darauf hin, bei mangelnden portugiesischen Sprachkenntnissen, es zu unterlassen in Portugal die Menschen auf Spanisch anzusprechen. Besser wäre es, auf das Englische auszuweichen. Bestimmte Animositäten gegen den großen Nachbar Spanien werden anscheinend immer noch gehegt. Nach der Überquerung der Grenze fällt uns sofort der Straßenzustand ins Auge. Schmalere Straßen hat es hier und der Belag erinnert uns vielerorts an die Situation in Italien. In Portugal wurde nach dem großen Bankencrash von 2009 nicht mehr viel Geld in den Straßenbau investiert. Viele Streckenabschnitte sind ein Flickwerk aus sich überlagernden Bitumenlagen. Auch sind die Straßen schmäler als in Spanien. In manchen Kurven zieht so mancher LKW beträchtlich nahe an uns vorbei. Im Alentejo gewinnen wir einen ersten Eindruck von Portugal. Die Region ist sehr dünn besiedelt. Im Vergleich zu Andalusien wirkt die Landschaft unaufgeregt. Ins Auge stechen die unterschiedlichen Farben der im Moment blühenden Gewächse.

Die Gespräche der Menschen hier sind gedämpfter als in Spanien. Nur die Verständigung geht bei uns gegen Null. Nuschelnde Zischlaute wie „sch“, statt „s“ sind zahlreich zu hören. Während uns in Spanien wildfremde Leute ein „Ola“ zuriefen, haben wir den Eindruck, daß die Menschen in Portugal auf dem ersten Blick verschlossener sind. Die Lichtintensität ist Anfang März in Portugal, und vor allem an der Algarve, schon extrem. Ohne Sonnenbrille und Hut stakst man wie ein Wochenend-Dirty-Harry durch die Gegend, ohne jedoch seinen Duellgegner im Gegenlicht zu erkennen. Bei der zerklüfteten Landschaft der Küste ist es verständlich, daß viele Touristen den Weg hierher finden. Die Felsformationen der Küstenalgarve sind beeindruckend. Schroff türmen sich Steinwände aus dem Meer in die Höhe. Je nach Sonneneinstrahlung dominieren unterschiedliche Farbtöne. Es gibt Landstriche und Dörfer in denen mehr Störche leben als Menschen. Auf unzähligen Strommasten brüten Storchenpaare. Selbst die Steinklippen an der Küste werden als Nistplätze genutzt. Elegant und fremd ist ihr Flug, vor allem deshalb, da man sie bei uns in Deutschland so selten sieht bzw. in dieser Anzahl zu Gesicht bekommt.

Unsere abendlichen Stellplätze gleichen allerdings Wagenburgen. Zwischen all den 200.000 € Karren würden wir nicht weiter auffallen, wäre unsere Wagenfarbe nicht grün. Zwischen den Sternenkriegern sticht unser alter Millenium-Falke heraus. Wir stehen mitten in der Sternenflotte, in einem Meer aus weißen Wohnmobilen. Seit Jahren werden die Gesetze in Portugal verschärft. Wohnmobilen ist das Parken in der Nacht in vielen Orten und an den Stränden untersagt. Teilweise sind auch die Ortsdurchfahrten für diese Gefährte gesperrt. Wir können das verstehen. Da werden ohne Skrupel die Stranddünen befahren, Stühle ausgepackt und die Markisen auf den öffentlichen Parkplätzen ausgefahren. Manche Leute kutschieren mit Wohnmobil samt Anhänger für den Kleinwagen über eine halbe Million Euro spazieren und sind oftmals nicht gewillt, auf einem ausgewiesenen Stellplatz 3€ für 24 Stunden Stehzeit zu bezahlen? An der Algarve ist das Gedrängel groß. Im ebenfalls reizvollen Hinterland steht man abends weniger gedrängt wie die sprichwörtlich portugiesische Sardine.

Bei Fontainhas.
Wer Bacalhau sucht wird an vielen Stellen fündig.
Der Strand und die Klippen von Fontainhas.
Bei Moura.
Mitten im Nichts, aber im Moment wird renoviert.
Brücke in Alcacer do Sal.
Die Palafitas da carrasqueira. Laut Reiseführer sind diese einzigartig in Portugal 🙂
Algarve pur.
Leere Strände, über 20° Celsius, aber oftmals ein stärkerer Wind.
An der Festung von Sagres. Sechs Kilometer weiter westlich befindet sich der südwestlichste Punkt des europäischen Festlandes.
Bei Odeceixe.
Der Strand von Alvor.
Die Kommunistische Partei und die Grünen unter dem Namen CDU zur nächsten Wahl antreten lassen, wäre mein Vorschlag für Thüringen und andere deutsche Bundesländer 🙂
Hört sich alles irgendwie bekannt an 🙂

Aus der Camperküche – Callos con garbanzos und Co.

Als ich in den 1990er Jahren mit dem Rucksack auf Lanzarote unterwegs war, hatte ich als Verpflegung immer einige Dosen Callos con garbanzos im Gepäck, die ich hin und wieder als Zwischenmahlzeit oder Frühstück kalt und direkt aus der Dose verzehrte. Die Konserve gab es zum einen in jedem kleinen Dorfladen zu kaufen, zum anderen war ich natürlich neugierig, was sich in der Dose befindet. Heute weiß ich es und zu meiner Freude hat jeder Supermarkt und Krämerladen in Spanien die Konserve noch immer im Angebot. In der Regel steht sie in der Nähe der Bohnen bzw. Kichererbsen und seltsamerweise oftmals ganz unten im Regal. Bei Callos con garbanzos handelt es sich um Kutteln mit Kichererbsen. Zwiebel, Karotten und Petersilie sind häufige Bestandteile des Gerichtes und es wird vor allem in der galizischen Kochtradition gepflegt. Eine andere, etwas deftigere Variante ist Callos a la Madrilena aus der Region Madrid. Zur Zubereitung werden Kutteln in Stücke geschnitten und in Essigwasser, dann mit klarem Wasser gereinigt. Vorgekocht werden die Kutteln über mehrere Stunden mit Kalbsknochen oder Kalbsfüßen, Knoblauch und Lorbeerblättern. Danach werden die gegarten Kutteln mit Zwiebeln, Tomaten, Olivenöl, Serranoschinken, Chorizo, Morcilla (spanische Blutwurst) und Gewürzen zu einem Eintopf verarbeitet.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Callos_a_la_Madrile%C3%B1a#/media/Datei:Callos_cociendose.jpg

Das Ergebnis ist äußerst wohlschmeckend. Der Aufwand das Gericht selber im Camper zuzubereiten ist natürlich immens und würde unseren Gasvorrat relativ schnell dezimieren, weswegen wir auf die Konserve zurückgreifen bzw. ein für dieses Gericht bekanntes Lokal in Erwägung ziehen. In der Gegend um Porto dürften wir fündig werden, den die Einwohner dort werden von den Bewohnern anderer Regionen liebevoll spöttisch als „Kuttelfresser“ bezeichnet. Obwohl der Verzehr von Kutteln in der spanischen bzw. portugiesischen Küche verankert ist, findet man sie relativ selten an der Fleischtheke. In Italien hatte man in fast jedem Markt die Auswahl zwischen den unterschiedlichsten Formen und Größen, obwohl ich lange der Meinung war, daß nur die Sarden ausgesprochene Freunde des Pansen und Blättermagens sind. Über die moderne deutsche Küche lässt sich leider nur sagen, daß wir mittlerweile zu „Filetfressern“ mutieren. Der Ausdruck stammt nicht von mir, sondern von Tim Mälzer. Aber er hat es vermutlich richtig erkannt. Kein Gramm Fett zuviel darf es sein, dafür wird mit Fixsoßen gearbeitet und der Zucker und die Hefe in den Lightprodukten und Halbfertigwaren wird in Kauf genommen. In die gleiche Kerbe schlug schon vor Jahren der ehemalige Küchenkolumnist der Wochenzeitung Die Zeit, Wolfram Siebeck. Auch er plädierte unaufhörlich für den moderaten Verzehr von Innereien, Füßen, Schwanz und Co. und fand es schade, daß diese aus der deutschen Küche fast verschwunden sind. Wie lecker ist doch eine hausgemachte Sülze vom lettischen Metzger, oder ein schmackhaftes Kuttelgericht im portugiesischem Restaurant. Neben dem Kuttelgericht aus der Dose findet man im Supermarkt öfter Oreja guisada, geschmortes Schweineohr, das zum Frühstück mit ein paar Knoblauchzehen ausgesprochen lecker mundet.

Schweineohr mit Knoblauch verfeinert, – so kann der Tag beginnen.

P.S. Karin bestand darauf, den Beitrag in der Ich-Form zu schreiben 🙂

Andalusien – Gewächshäuser und Westernfeeling

Wir bleiben unseren Grundsätzen treu und umfahren die großen Städte weiträumig. Kein Valencia, Cordoba, Granada, Malaga, Sevilla, Huelva, Cadiz und dergleichen. Wir waren ca. 100 Kilometer von Madrid entfernt und haben kehrt gemacht. Wenn uns nach der Alhambra und dergleichen gelüstet, kaufen wir uns einen Bildband. Dort sieht man die architektonischen Wunderwerke haarscharf und ohne Touristenmaßen. Die Bücher bieten in der Regel auch eine bessere Beschreibung, als die Infotafeln vor Ort und wir haben so viel Phantasie, daß wir uns die Must haves visualisieren können, ohne die Ströme von quakenden Asiaten mit ihren Teleskopstangen fürs Smartphone. Wir müssen nichts. Wir reisen schließlich und klopfen keine Reiseführer ab, die allesamt nur die Touristenströme kanalisieren, ergo niemals von den Plätzen des wirklichen Lebens berichten. Wir suchen die Pampa und Naturparks, von denen es in Spanien einige gibt und die bisher auch alle sehr beeindruckend sind. Ansonsten genießen wir die Ruhe der Dörfer und Kleinstädte, die am Tag ziemlich ausgestorben wirken. Wenn es Abend wird, kriechen die Einheimischen plötzlich wie die Vampire aus ihren Grüften und die Geräusche intensivieren sich. Fernab der Touristenströme ist der Kaffee günstig und die Bauern winken oft, wenn sie vorüber fahren. Die Dörfer liegen eingebettet zwischen sanften Hügeln, die Fassaden sind weiß gestrichen und blenden das Auge des Vorüberziehenden in der Sonne. Südlich von Sevilla ist die Landschaft flach und langweilig. Die Umgehung von Sevilla war chaotisch. Automassen und Staus umkreisen die Stadt.

Das Hinterland ist dagegen dünn besiedelt und die Landschaft mit den uns immer begleitenden Bergen in der Ferne öffnet den Blick für die Weite und wirkt entschleunigend.

Die Gegend erinnert tatsächlich an die Landschaft amerikanischer Westernfilme
In der Wüste von Tabernas. Sergio Leone drehte hier in der Gegend unter anderem „Für eine Handvoll Dollars“ und „Spiel mir das Lied vom Tod“. Aber auch „Lawrence von Arabien“, „Der Schuh des Manitu“, „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ u.v.a. wurden hier gedreht.
Die Schätze der aussterbenden Gattung bei Route 66…
🙂
In einem ganz gewöhnlichen Supermarkt…
Ein gelecktes Hippiedorf.
Er hofft auf einen Fang und hat die Ruhe weg.
Strandidylle und dazwischen Gewächshaustristesse..
Filigran-ornamentale Wasserbrunnen stehen an vielen Orten.
In der Region Almeria ziehen sich Gewächshausplanen von der Straße bis in die Berge.
Die Wohnhäuser sind von Gewächshäusern umschlungen.
Der Frühling zeigt seine Blüten.
Schweinezucht in Cumbres Mayores.