Taunus, Mosel, Eifel und was noch?

Wir reisen wieder. Warum auch nicht. Unser Reiseverhalten ist nicht gerade repräsentativ. Wir peilen keine Orte an, die wir unbedingt sehen müssen, somit reduziert sich für uns die Gefahr, an irgendeinen touristischen Hotspot zu landen. Wir lassen uns treiben. So war bisher unser Reisemodus und er wird beibehalten. Unserem Navigationsgerät haben wir die Autobahnen ausgetrieben, für uns gibt es nur den Weg durch die Pampa. Dabei entdecken wir Ortschaften mit lustigen Namen, wie Linsengericht, oder Katzenelbogen. Interessanterweise bemerken wir die Überfahrt in ein anders Bundesland am Straßenzustand. Kurz vor, oder nach den Grenzen sind die Straßen in der Regel in einem schlechteren Zustand als im Inland. Wir wandern viel und meiden Ansammlungen von Menschen. Da wir weder in den bayerischen Bergen, noch an den norddeutschen Küsten unterwegs sind, ist der touristische Reiseverkehr überschaubar. Außer an Pfingsten. Da ist selbst die Innenstadt von Königswinter brechend voll. Nichts wie weiter. In den Städten die wir durchfahren sieht es aus, als gelte das Motto „Kaufen, Fressen Saufen„. Und irgendwie passt das ja zu den politischen Freigaben. Belgien darf man zwar im Moment nicht aus touristischen Gründen bereisen, aber zum Einkaufen dürfen wir jetzt wieder da rüber. In was für einer kranken Welt wir leben wird durch die Krise erst so richtig offensichtlich. Die Grünen wollen das (laute) Motorradfahren verbieten. Gibt es nicht dringlichere Probleme in diesen Zeiten? Was ist aus dem Wasserstoffauto geworden, von dem Politiker wie der Bayerische Sonnenkönig Markus, der I. von Bayern zu Beginn der Coronakrise als ökologische Chance geschwärmt haben? Nichts. Es geht weiter wie bisher. Die Menschen in NRW sitzen in den Biergärten und Cafes aneinandergepresst wie die Sardinen in der Dose. Die Porsches, und Cabriolets werden schön geputzt ausgefahren. Zeigen was man hat und konsumieren was das Zeug hält. Soll das die Erfüllung sein? Ich wähs jo ned.

Erdbeerfelder begleiten uns seit Tagen. Das Kilo zum Selberpflücken für 4€, bereits gepflückt für 8 €.
Zwerge gibt es überall.
Da mussten wir hin (Link).
Die „rote Liste“ der Zivilisationsartefakte.

Die Reise ins Innere

In den vergangenen Monaten haben wir Länder bereist. Dieser Weg ist uns nun verwehrt. Die kommende Reise wird in eine andere Region sein. Statt der geographischen Ferne werden wir durch die Coronakrise gezwungen, uns auf den Weg in die Ferne unseres Inneren zu machen. Das öffentliche Leben verlangsamt sich, wir werden zunehmend auf uns selbst zurückgeworfen. Daheim in den vier Wänden sitzen bedeutet reduzierte Zeiten für den Ausbruch in den öffentlichen Raum. Wir werden mental und körperlich zu Gefangenen. Geographisch gebunden bleibt der geistige Weg offen, verlangt geradezu danach beschritten zu werden. Wer das nicht kann und möchte hat ein Problem. Er wird an der momentanen Situation auch im vermeintlichen gesunden Zustand leiden.

Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, daß sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen.“ Blaise Pascal.

Falls das Zitat von Pascal stimmt, ist die momentane Situation auch eine Chance dem Glück auf neuen Wegen entgegenzugehen. Keine einfache Reise, wenn man bedenkt, daß sich die tibetanischen Gebetswimpel plötzlich als Symbol der Pseudoinnerlichkeit entpuppen könnten, der liebgewonnene, geldvergütete temporäre Exkurs zum „Hier und Jetzt“ an den Instituten plötzlich wegbricht und man feststellt, daß der Weg zum eigenen Ich einige Gefahren birgt, die man vorher an andere delegiert hatte. Die Sinne stellen sich um. Ihr Fokus verändert sich vom Blick in die Ferne zur Betrachtung des Naheliegenden. Der winzig kleine Virus zwingt uns dazu die mikroskopische Dimension in den Mittelpunkt zu rücken. Die Karten sind gleich verteilt, keiner kann sich den Spielregeln entziehen. Ein demokratisches Moment in Zeiten von Ausgangssperre und Reduzierung von Bürgerrechten. Das große Ganze schrumpft zusammen auf ein Geflecht aus regionalen Stimuli. Der Weg vor die Haustür wird zur weiten Welt. Der Spaziergang um den Block zur existentiellen Erfahrung. Der Holunder treibt sein Grün, der Wind singt jeden Tag ein anderes Lied. Schlüsselblumen verkünden den Frühling, sind Anzeiger saisonaler Veränderung. Während der Virus uns ruhig stellt, läuft in der Natur ein Programm ab, das resitenter auf feindliche Attacken reagiert als wir. Es macht deutlich: Wir sind nicht der Nabel der Welt. Und falls wir es denn sein möchten, dann sind die Parameter unseres Lebens offenbar falsch gesetzt. Während vor einigen Wochen noch Außenstellen auf dem Mars als Zukunfszenario die Medien beherrschte, sind wir mittlerweile soweit davon entfernt wie der Steinzeitmensch von einem Atomkraftwerk. Die geografischen Prioritäten verschieben sich, die Zukunft wird in andere Regionen imaginiert. Substantielle Dinge gewinnen an Bedeutung. Es geht ums Leben und Überleben. Die Hamsterkäufe in den Supermärkten machen es deutlich. Klopapier, Nudeln, Hefewürfel. Es wird gehortet, als wäre der Schnitter schon wieder unterwegs. Große Reisen schrumpfen zusammen von einigen hundert auf eine überschaubare Zahl von wenigen Kilometern. Die Weite wird zum Korridor. Die als tägliche Nichtigkeiten wahrgenommenen Ereignisse werden zentral für unseren Blick. Entschleunigung, ein bisher esoterisch bescheuerter Begriff erhält jetzt eine andere Dimension mit konkreter Einfärbung. Der Weg zum Supermarkt ein Abenteuer, nicht nur virologischer Art, sondern auch im zwischenmenschlichem Sinn. Bekannte über Distanzen zu begrüßen ist eine neue Form der sozialen Kommunikation. Die Finnen und sonstige Nordmänner dürften damit weniger Schwierigkeiten haben als z.B. die Italiener. Die individuellen Abstände zwischen Personen sind zwischen den einzelnen Nationen unterschiedlich. Für uns war der Weg zum Supermarkt bisher eine Reise ins Ungewisse. Keine Desinfetionsmittel an der Kasse, das Kartenlesegerät wurde nicht desinfiziert und Sicherheitsabstände gibt es bisher nicht, oder sie werden nicht eingehalten. Deutschland steuert auf eine Katastrophe zu. Italienische Verhältnisse halten wir bei diesem Befund für wahrscheinlich, leider. Was bleibt ist der Rückzug in die Isolation. Und von dort werden wir dann unsere Reise in das Krisengebiet antreten. Eine Reise, die nur aus einigen Kilometern besteht. Sie wir spannend sein. Ungewiss wie eine Fahrt durch unbekanntes Gebiet. Unser Motto „panta rhei“ ist für uns immer noch von zentraler Bedeutung und es hat den Anschein, als wäre die Quintessenz nicht obsolet. Der Weg von Eschenau nach Knetzgau wird für uns zur Weltbühne. Wer hätte gedacht, daß es einmal soweit kommt. Im Vorüberfahren die einzelnen Häuser mit ihren Bewohnern in Gedanken abklappern zeugt von regionaler Verbundenheit und rudimantäres Wissen über die Menschen in der eigenen Umgebung. Ein Aspekt, der auf weiten Reisen vernachlässigt wird. Wir sind zurück und was nun wichtig wird, sind die Menschen in unmittelbarer Nähe und Freunde, die sich in Krisensituationen als solche erweisen.

Zurück und jetzt? – Ein Zwischenfazit

Wenn wir uns recht entsinnen, war es Walters elektronische Nachricht, daß wir uns doch am Besten schleunigst auf den Weg nach Hause machen sollten. Ein Hinweis von Walter, von dem ich nicht einmal weiß, ob er sich mit „t“ oder „th“ schreibt. Wenn Walt(h)er so viel Wert darauf legt wie ich, dann ist es für ihn bedeutsam, ob sein Name richtig oder falsch geschrieben wird. Allerdings müsste Walter dann schon ziemlich alt sein, den die Schreibweise des Vornamens mit „th“ ist wahrscheinlich bereits im Mittelalter aus der Mode geraten. Stefan mit „ph“ ist zwar nicht so häufig, doch gilt mein Name als Beweis, daß er auch bei jüngeren Semestern vorkommen kann. Doch ich schweife ab, wir waren schon beim „wir“ und uns stellt sich die Frage, warum wir solange mit der Rückreise gezögert haben und uns den Plan zurecht gelegt haben, die Coronawelle in der portugiesischen Natur aussitzen zu wollen. Anhand unseres eigenen Blocks ist die Zuspitzung der Lage ablesbar. Lange ist Corona kein Thema, und damit meinen wir auch kein Thema im medialen Sinn. Wir verfolgen auf Reisen die deutschen Nachrichten täglich. An unserer Uninformiertheit kann es also nicht liegen. Die Situation im Iran ist bei uns eher präsent, als die Berichte aus Italien. Die staatlichen Stellen beschwichtigen zu Beginn der Coronawelle. In den Veröffentlichungen der Medien hampelt ein Gesundheitsminister durchs Bild, der sich in Verharmlosungsgesten übt, die chinesische Entwicklung ist Hauptaugenmerk der Berichterstattung. Die politische Lage spitzt sich in der Form zu, in der sich der Virus verbreitet, nämlich exponential. Walters Ratschlag und Udos Appell sind die wichtigsten Impulse für ein Umdenken. Wir sind beide Risikopatienten. Falls wir uns was einfangen, wird es schwierig, wenn man weder Portugiesisch, Spanisch, noch Französisch beherrscht. Wir fahren zurück. Und angekommen im eigenen Land sehen wir uns umzingelt von Ignoranten, die keine Sicherheitsabstände kennen, das Ganze bagatellisieren, mitunter „Corona-Parties“ feiern. Doch wir sind im Moment gesund und haben uns in Quarantäne begeben. Ein Zustand, der Anfang nächster Woche den Bürgern sowieso auferlegt wird. Die Ausgangssperre ist nur eine Frage der Zeit und sie muß kommen. Bei der Unvernunft der Bevölkerung bleibt der Politik keine andere Wahl. Wer hätte gedacht, daß wir diese Beschneidung der Menschenrechte einmal herbeisehnen werden? Für uns ist klar, Verschwörungstheorien sind hier fehl am Platz. Wenn alle Staaten in den Krisenmodus verfallen, dann gibt es keine Weltverschwörung einer Gruppe, die durch diese Krise ihren Vorteil zu finden hofft. Irgendeiner würde sich quer stellen, die Briten lassen wir hier mal außer acht. Die Welt wird nach Covid-19 eine andere sein, da sind wir uns sicher. In Zeiten von Pestepidemien verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage, doch brach sich oft eine überbordene Lebensfreude Bahn und ein anderes Weltbild schimmerte auf am Horizont. Wirtschaftshilfen in Milliardenhöhe und Gesangskonzerte von Balkonen sind nur das Vorspiel zu einem Totentanz, der seiner Ästhetik beraubt ganz real daherkommt, wie der sprichwörtliche Schnitter aus dem „Ackermann“ des Johannes von Tepl. Doch Corona ist nicht alles. Unsere Reise wirkt nach und ein vorläufiges Fazit ist in der momentanen Situation sicher angebracht. Unsere Reise hat uns zuallererst gelehrt, daß die anderen Länder nicht auf der „Brennsuppe“ dahergeschwommen sind. Jedes einzelne Land hat seine „Pros“ und „Cons“, wie es heute auf Denglisch heißt. Norwegen unterscheidet sich geographisch und kulturell von Portugal. Die Finnen begegnen sich im sozialen Raum anders als Spanier. Die estnischen Frauen sind hübscher als anderswo. Der Italiener schmiert dir ganz spontan mit Vaseline die automatische Treppe des Wohnmobils und entläßt dich ohne einen Cent bezahlen zu müssen aus der Fachwerkstatt. Die Erfahrungen mit den Menschen bleiben haften. Das verbindende der einzelnen Länder ist die (oftmals blutige) Geschichte und der relativ neue europäische Gedanke, vor allem das in den letzten Jahrzehnten aufgebaute Gefühl der kulturell-geographischen Gemeinsamkeit. All das wird von der jüngeren politischen Entwicklung bedroht. Die Krise kann also eine Chance sein. Entweder das, oder ein Rückfall in Zeiten, die man als barbarisch klassifizieren kann. Wir werden sehen. Unsere Reise ist wahrscheinlich auf unabsehbare Zeit erst einmal zu Ende. Schade. Wir sind vom Norden nach Süden gereist. Zuletzt hatten wir unsere Reisesehnsucht im westlichsten Land des europäischen Kontinentes befriedigt. Der Besuch des Ostens Europas fällt leider aus. Rumänien hätten wir gerne gesehen, Albanien vielleicht. Länder die in Bewegung sind, wie wir mit unserem Reiseverhalten. Man könnte meinen, zwei Personen die auf hochgerechneten 4 qm durch die Weltgeschichte reisen haben so manchen Kampf auszufechten. Nichts dergleichen. Man wird zum Team und lernt sich gegenseitig respektieren, macht Witze über die Schwächen des Anderen und lacht lauthals mit wenn die eigenen auf das Tableau kommen. Zusammen reisen kann im günstigsten Fall zusammenwachsen bedeuten. Unter anderem diese Erfahrung ist es Wert eine Reise zu wagen.

Wir sind zurück und entsetzt!

Wir sind zurück in Deutschland und sind gelinde gesagt entsetzt. Nicht etwa über den Dreck an den Straßen und auf den Plätzen, den wir so weder in Portugal, noch Spanien und Frankreich gesehen haben, noch über das aggressive Fahrverhalten unserer Landsleute auf den Straßen. Nein, nicht deswegen, das kennen wir ja bereits. Aber, nach unserer über drei Tage dauernden Rückfahrt können wir das Verhalten der Menschen in den einzelnen Ländern vergleichen. In Portugal wird schon seit Tagen mit Handschuhen an Supermarktkassen und an anderen Orten gearbeitet. Über die Situation in Spanien haben wir an anderer Stelle bereits geschrieben. In Frankreich haben wir den Eindruck, die Straßen sind voll mit Rückreisenden, die durch ihr Gepäck bis über die Hutablage sehr gut zu erkennen sind. Die LKWs haben fast durchgängig Kennzeichen aus Osteuropa, französische LKWs sind kaum unterwegs. Daß die unterbezahlten osteuropäischen Fahrer für unsere Hamsterkäufe durch die Gegend kutschieren müssen ist ein anderes Kapitel. Nein, deswegen sind wir nicht entsetzt, sondern über die Sorglosigkeit und Dummheit in unserem Land. Kaum haben wir die Grenze bei Saarbrücken passiert, spüren wir nichts von „Herunterfahren des öffentlichen Lebens“. Die A6 ist brechend voll, wie an einem ganz normalen Tag in Deutschland. Da wir tanken müssen, steuern wir in St. Ingbert eine Tankstelle an. Einmalhandschuhe für den Kunden – Fehlanzeige. Am Drogeriemarkt gegenüber ist der Parkplatz gerammelt voll. Die Menschen treten sich in dem Laden auf die Füße. Seltsam denken wir, sind wir mittlerweile paranoid geworden und alles ist gar nicht so schlimm? In einem kleineren Nest machen wir Besorgungen. Wir suchen einen Laden an dem nicht so viele Autos parken. Ein Kotzbrocken an der Fleischtheke macht die Verkäuferin dumm an, weil er sein bestimmtes Stück Fleisch nicht bekommt. Die Theke liegt allerdings gerammelt voll mit Teilen von toten Tieren. Die Auswahl ist groß genug. Ein Wichtigtuer denken wir. An der Kasse steht dieser Vollpfosten vor uns, donnert den leeren Einkaufskorb auf den Boden, macht die Kassiererin an, daß kein Klopapier mehr erhältlich sei und rückt an uns heran, als würde nicht schon seit Tagen die Litanei vom Sicherheitsabstand gebetsmühlenartig von der Politik gepredigt werden. Im Gang stehen zwei Frauen, die die Situation herunter spielen, den Italienern gar eine Schuld an der Misere zuschieben. Die Kassiererin trägt keine Handschuhe. Auf Karins Nachfrage, ob sie denn noch keine zur Verfügung gestellt bekommen habe, antwortet sie, daß es sowieso keinen Sinn mache. Was will man da noch sagen. Egoisten wo man hinblickt. Zum Teufel, es geht ja nicht nur um ihren Schutz, sondern auch um den Schutz von anderen. In Portugal dürfen sich z.B. nicht mehr als zehn Leute gleichzeitig in einem Supermarkt aufhalten. Auf dem Weg zu unserem Stellplatz im Odenwald fahren wir an Bäckereien vorbei. Draußen auf den Stühlen sitzen die Menschen in Gruppen und halten ganz gepflegt ein Schwätzchen. Kinder fahren mit Tretrollern durch die Straßen. Junge Typen stehen an ihren Autos und fachsimpeln über das neueste Tuningteil. Auf uns wirkt Deutschland so, als wäre Corona weit weg und noch nicht hier angekommen. Wir fragen uns mittlerweile wo wir gestrandet sind. Im Land der Blödmänner und Primitivlinge? Morgen geht es nach Hause in die Isolation auf den Berg. Wenn die Regierung nicht rigorosere Maßnahmen anordnet sehen wir für ein dicht besiedeltes Land wie Deutschland katastrophale Zustände voraus.

Hier die aktuellen Fallzahlen der John Hopkins Universität.

Zugriff am 17.3.2020, um 22:20.

Frankreich im Schweinsgalopp

Wir hätten gerne länger Zeit gehabt für dieses wunderschöne Land, doch täglich ändert sich die gesetzliche Lage in Sachen Covid-19 und die Infiziertenzahl schießt in die Höhe. Anders als auf spanischen Autobahnen, herrscht in Frankreich Hochbetrieb. Wir hoffen, daß sie nicht dem Beispiel vieler Madrilenen folgen und in die ländlichen Regionen einfallen. Hinsichtlich Infektionsschutz wäre das natürlich katastrophal, aber irgendwie sieht alles danach aus. Am Abend ist aus den Medien zu entnehmen, daß Macron eine Ausgangssperre verhängen will, mit Sicherheit ein richtiger Schritt. Nach fast 700 Kilometern Fahrt heute (mit fast 150€ Mautgebühr bisher, machen die „Saugnäpfe“ einen immensen Gewinn mit Rückkehrern, die im Normalfall die kostenlosen Nationalstraßen fahren würden), kommen wir der deutschen Grenze näher. Metz in Lothringen ist noch an die 400 km entfernt. Da für uns die nördliche Route kürzer ist, fahren wir morgen im Laufe des Tages bei Saarbrücken über die Grenze.

Aber, es gibt noch ein Leben neben Covid-19. Die Italiener singen (vielleicht mit Galgenhumor) auf ihren Balkonen, in Madrid gibt es Klatschkonzerte, auch das ist die Welt im Krisenmodus. Hier noch die Bilder aus Braganca, der Stadt in Portugal, die wir vor zwei Tagen fluchtartig Richtung Heimat verlassen haben.

Übernachtungsplatz unterhalb der Burg.
Der Frühling in voller Blüte.

Vorher kommen wir durch Chaves, einer Grenzstadt im Norden des Landes direkt an der Grenze zu Spanien, an der die N2 ihren Anfang nimmt. Den dortigen Kilometerstein mussten wir natürlich aufsuchen, da wir die N2 zu großen Teilen gefahren sind. Viele Motorradclubs haben auf dem Stein ihre Aufkleber angebracht.

Durch Frankreich reisen, ohne ein Baguette verzehrt zu haben, wäre für uns ein kulinarischer Sündenfall. Das Brot kostet immer noch einen Euro, wie vor Jahren schon. Eine Brotpreiserhöhung würde wohl wie einst zu einer ausgewachsenen Revolution führen 🙂

Den Saft von Edeka hatten wir noch in der Kiste und die Dose mit dem chinesischen Tee ist rein zufällig auf dem Bild.

Wir brechen ab…

Heute fahren wir von Braganca in Nordportugal bis unterhalb von Bordeaux. Insgesamt sind es 670km. Wenn wir nochmal soviel fahren würden, wären wir immer noch in Frankreich. Morgen fahren wir weiter, aber vermutlich noch nicht über die Grenze, da wir uns das Chaos am Montag, wenn in Deutschland der Grenzverkehr eingestellt wird lebhaft vorstellen können. In unser gelobtes Land werden sie uns ja rein lassen, so zumindest die Aussage vom „Innenhorst“ heute Abend in den Nachrichten. Eine Nacht werden wir in Frankreich also noch verbringen. In Deutschland wird es wohl dann noch mal eine Übernachtung irgendwo geben. Wir müssen ja nicht hetzen wie die Wahnsinnigen, es reicht, wenn die ganze Welt momentan durchdreht. Unser Wohnmobil ist vergleichbar mit einer Quarantänestation. Gut tanken müssen wir. In Portugal und Spanien geht die Bezahlung nur noch durch die Glasscheibe. An der Kasse werden Handschuhe getragen. Der Grenzübertritt von Portugal nach Spanien und von dort nach Frankreich verläuft problemlos, ohne Kontrollen. Die Fahrt durch Spanien ist schon etwas gespenstisch. Hunderte von Kilometern ist die Autobahn fast komplett leer. Fast keine LKWs sind unterwegs. Wir kommen uns vor wie in einem Mad-Max-Endzeitfilm. Wir sehen nur Autos mit ausländischen Kennzeichen. Briten, Niederländer, Franzosen und Deutsche. Streckenweise fahren nur Wohnmobilkonvois auf der Autostrada. Die Städte und Dörfer an der Strecke wirken wie ausgestorben. Kein Mensch ist auf der Straße. Geisterstimmung im Vorbeifahren. Militärkolonnen fahren in Richtung portugiesischer Grenze. Die Schönheit der Landschaft (Baskenland!) wird nebensächlich und die Werbetafeln für lokale Attraktionen und Restaurants wirken deplatziert, fremd, fast möchten wir sagen vulgär. Wir stehen auf einem öffentlichen Stellplatz 100km vor Bordeaux. Neben uns Briten, Niederländer und Finnen, die ebenfalls auf der Rückreise sind. Seltsam, daß man sich mittlerweile an der Schranke der Mautstation, oder an der Raststätte zulächelt und grüßt. Das haben wir vor der Coronakrise nicht so häufig erlebt. Es fängt zu regnen an. Seit über fünf Wochen die ersten Regentropfen.

Hier noch die aktuellen Fallzahlen der John Hopkins Universität:

Zugriff am 15.3.2020, um 21:50.

Should I Stay or Should I Go

Die Nachrichten über den Coronavirus werden immer beunruhigender. Sieht man sich die Weltkarte mit den Infektionsgebieten an bleibt festzuhalten, daß bisher nur wenige Regionen von der Pandemie verschont geblieben sind. Kitas, Schulen, Universitäten und Restaurants werden geschlossen und viele Länder machen ihre Grenzen dicht. Im Moment sitzen wir hier im Norden Portugals, südlich von Porto und schauen uns die Grafik über die regionale Verteilung des Covid-19 an, die im Internet verfügbar ist. Stündlich ändert sich die Lage. Madrid ist jetzt zum Risikogebiet erklärt worden. Unsere Absicht war eigentlich über den Norden Spaniens nach Frankreich weiter zu reisen, um dann Mitte April wieder zu Hause zu sein. Im Moment wissen wir jedoch nicht, ob wir Spanien und Frankreich durchqueren, oder nicht lieber mit Proviant eingedeckt am Rande eines Naturreservates auf bessere Zeiten warten sollen. Wie wird die Situation für uns sein, falls Spanien und/oder Frankreich seine Grenzen schließt? Unter Menschen müssen wir im Moment nur an der Tankstelle und zum Einkaufen im Supermarkt. Doch an diesen Orten schleicht sich langsam die Paranoia an uns heran. Den Griff des Einkaufkorbes zu umfassen wird zur Mutprobe, der Hustenanfall eines Einheimischen an der Fleischtheke zum Vorspiel für den abendlichen Hirnfick. In Portugal gibt es bisher (13. März 2020) nur 112 bestätigte Fälle. Allerdings viele in der Region, in der wir uns im Moment befinden. Die Großstadtregionen Lissabon, Porto und natürlich das klassische Touristengebiet Algarve gehören zu den Orten an denen die häufigsten Infektionen stattfinden. Ja, was nun? Gehen, oder bleiben? Im Moment wissen wir es noch nicht. Wir warten den nächsten Tag ab…

Get your kicks on Route 66

Ein paar Tage Algarve genügen uns. Es ist schön, die Landschaft mal gesehen zu haben, aber auf Dauer macht es hier keinen Spaß. Der Wind ist zu dieser Jahreszeit ziemlich heftig, obwohl die Temperaturen über 20° Celsius liegen. Die Städte an der Küste könnten in Touristenhochburgen überall auf der Welt liegen. Restaurants, riesige Hotelkomplexe, Fitnesshallen, Bars und allerlei Tandläden säumen die Straßen. An den offiziellen Stellplätzen treten sich Deutsche, Niederländer, viele Briten und vor allem „Saugnäpfe“ (so übersetzt unsere App „Franzosen“) auf die Füße. Auf irgendwelchen staubigen Plätzen möchten wir nicht länger stehen, nur um uns die Sonne der Algarve auf den Pelz brennen zu lassen. Irgendwie ist uns unsere Zeit dafür zu kostbar. Seltsam, daß es viele an solchen Plätzen monatelang aushalten ohne durchzudrehen. Auch in Portugal verspüren wir wieder den Drang, uns die Küste anzusehen, kurz Meerluft zu schnuppern, aber dann relativ schnell das Hinterland anzusteuern. Das Alentejo ist relativ dünn besiedelt, die Landschaft abwechslungsreich und den extremen Küstenwind vermissen wir hier nicht. Für die Einwohner stellt sich die Situation nicht ganz so romantisch dar. Die Region hat eine der höchsten Selbstmordraten Europas. Auffallend ist die intensive Weidewirtschaft. Kuh- und Bullenherden grasen auf riesigen Flächen, die sich mit Schaf- und Ziegenherden den Landstrich teilen. Korkeichen stehen bis an den Straßenrand, der untere Bereich der Rinde ist geschält und geschwärzt, vermutlich als Schutz gegen die intensive Sonnenstrahlung. Der Süden Portugals ist eher flach. Selten steigen wir über 200 Meter NN. Auffallend und überraschend für uns ist der Waldbestand. So viele Bäume haben wir hier nicht erwartet. Erneut ein Beleg dafür, daß Vorstellung und Wirklichkeit selten miteinander zusammengehen. Und ja, es stimmt, die Portugiesen haben ihr Land nicht in dem Ausmaß in eine riesige Plantage verwandelt wie die Spanier. Olivenhaine, die über mehrere Stunden Fahrt an uns vorüberziehen haben wir hier noch nicht entdeckt. In Alvor haben wir beschlossen, auf der N2, der portugiesischen Route 66 Richtung Norden zu fahren. Die N2 verbindet Faro im Süden des Landes mit der Stadt Chaves im Norden. Sie ist die längste Straße Portugals. Sie schlängelt sich durch Berge und Täler, Dörfer im Hinterland und 11 Distrikte. Mit 737 Kilometern Länge zieht sich die N2 mitten durch Portugal und wird deshalb oft als die Wirbelsäule des Landes bezeichnet. Für Motorradfahrer ist diese Strecke ein absolutes Paradies. Auf den Straßen herrscht wenig Verkehr, die Kurven sind zahlreich, die Dörfer und Städte auf der Strecke „authentisch“, wenn man diese Bezeichnung bemühen möchte. Manchmal ändert die Straße ihre Bezeichnung, bzw. geht kurzfristig in andere Straßen über, sodass man des öfteren nach ihr suchen muss. Ab Abrantes verändert sich die Landschaft. Die Kakteen verschwinden langsam, die Landschaft wird bergiger. Auch die Architektur der Häuser ist anders. Plötzlich dominieren Satteldächer, statt Flachdächer. Auch der Verkehr nimmt zu und wohl auch die Populationsdichte, wenn man der Karte trauen darf. Die Schäden der extremen Brände 2017 sind immer noch sichtbar. Stundenlang begleiten uns die Überreste verkohlter Bäume und Häuser, die der Feuersbrunst zum Opfer gefallen sind. Statt nach Fatima zu fahren, haben wir uns auf den Weg nach Gois gemacht. Eine schnuckelige Kleinstadt, östlich von Coimbra (vermutlich spricht man Gois wie „Goisch“, oder gar „Schoisch“). Die Nachrichten über den Coronavirus beunruhigen uns. Einen Wallfahrtsort mit Tausenden Fußlahmen aus aller Herren Länder wollen wir uns nicht geben. Der Vergleich mit Ghom im Iran drängt sich uns auf. Santiago de Compostela werden wir deshalb ebenfalls meiden. Öffentliche Toiletten sind für uns Risikofaktoren genug. Wenn es geht, benutzen wir unser WC im Van. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.

Die Burg von Monsaraz.
Wir haben nicht gedacht, daß Portugals Natur so grün ist. Auch der immense Waldbestand ist beeindruckend.
Auch in Portugal gibt es Stierkämpfe.
Abrantes haben wir als landschaftliche und innerkulturelle Grenze wahrgenommen. Im Hintergrund der Tejo, mit 1007 Kilometern Länge der längste Fluß auf der Iberischen Halbinsel.
Bei Montargil.
Hat Ähnlichkeit mit einem Bonsai, nur ist er etwas größer.
Unser Stellplatz in Gois.
Genügend Stellplätze, Bänke, Ver- und Entsorgung, Mülleimer und demnächst auch kostenlosen Strom gibt es in Gois.
Das Wasserrad von Gois.
Als wir hier rasten kommt ein Bauer mit dem Traktor vorbeigefahren und ruft uns zu: „Guten Abend, Deutschland gut“, dabei streckt er seinen Daumen in die Höhe.
Sabugueiro, eines der höchst gelegenen Dörfer Portugals.
In der Serra da Estrela an einem Staudamm.
Auf dem Weg zum Gipfel des Torre liegt noch Schnee.
Auf dem Torre, mit 1993 Metern höchster Berg des portugiesischen Festlandes und das einzige Skigebiet Portugals.
Stauseen in der Serra da Estrela.

Portugal is not Spain

Unser Reiseführer weist uns darauf hin, bei mangelnden portugiesischen Sprachkenntnissen, es zu unterlassen in Portugal die Menschen auf Spanisch anzusprechen. Besser wäre es, auf das Englische auszuweichen. Bestimmte Animositäten gegen den großen Nachbar Spanien werden anscheinend immer noch gehegt. Nach der Überquerung der Grenze fällt uns sofort der Straßenzustand ins Auge. Schmalere Straßen hat es hier und der Belag erinnert uns vielerorts an die Situation in Italien. In Portugal wurde nach dem großen Bankencrash von 2009 nicht mehr viel Geld in den Straßenbau investiert. Viele Streckenabschnitte sind ein Flickwerk aus sich überlagernden Bitumenlagen. Auch sind die Straßen schmäler als in Spanien. In manchen Kurven zieht so mancher LKW beträchtlich nahe an uns vorbei. Im Alentejo gewinnen wir einen ersten Eindruck von Portugal. Die Region ist sehr dünn besiedelt. Im Vergleich zu Andalusien wirkt die Landschaft unaufgeregt. Ins Auge stechen die unterschiedlichen Farben der im Moment blühenden Gewächse.

Die Gespräche der Menschen hier sind gedämpfter als in Spanien. Nur die Verständigung geht bei uns gegen Null. Nuschelnde Zischlaute wie „sch“, statt „s“ sind zahlreich zu hören. Während uns in Spanien wildfremde Leute ein „Ola“ zuriefen, haben wir den Eindruck, daß die Menschen in Portugal auf dem ersten Blick verschlossener sind. Die Lichtintensität ist Anfang März in Portugal, und vor allem an der Algarve, schon extrem. Ohne Sonnenbrille und Hut stakst man wie ein Wochenend-Dirty-Harry durch die Gegend, ohne jedoch seinen Duellgegner im Gegenlicht zu erkennen. Bei der zerklüfteten Landschaft der Küste ist es verständlich, daß viele Touristen den Weg hierher finden. Die Felsformationen der Küstenalgarve sind beeindruckend. Schroff türmen sich Steinwände aus dem Meer in die Höhe. Je nach Sonneneinstrahlung dominieren unterschiedliche Farbtöne. Es gibt Landstriche und Dörfer in denen mehr Störche leben als Menschen. Auf unzähligen Strommasten brüten Storchenpaare. Selbst die Steinklippen an der Küste werden als Nistplätze genutzt. Elegant und fremd ist ihr Flug, vor allem deshalb, da man sie bei uns in Deutschland so selten sieht bzw. in dieser Anzahl zu Gesicht bekommt.

Unsere abendlichen Stellplätze gleichen allerdings Wagenburgen. Zwischen all den 200.000 € Karren würden wir nicht weiter auffallen, wäre unsere Wagenfarbe nicht grün. Zwischen den Sternenkriegern sticht unser alter Millenium-Falke heraus. Wir stehen mitten in der Sternenflotte, in einem Meer aus weißen Wohnmobilen. Seit Jahren werden die Gesetze in Portugal verschärft. Wohnmobilen ist das Parken in der Nacht in vielen Orten und an den Stränden untersagt. Teilweise sind auch die Ortsdurchfahrten für diese Gefährte gesperrt. Wir können das verstehen. Da werden ohne Skrupel die Stranddünen befahren, Stühle ausgepackt und die Markisen auf den öffentlichen Parkplätzen ausgefahren. Manche Leute kutschieren mit Wohnmobil samt Anhänger für den Kleinwagen über eine halbe Million Euro spazieren und sind oftmals nicht gewillt, auf einem ausgewiesenen Stellplatz 3€ für 24 Stunden Stehzeit zu bezahlen? An der Algarve ist das Gedrängel groß. Im ebenfalls reizvollen Hinterland steht man abends weniger gedrängt wie die sprichwörtlich portugiesische Sardine.

Bei Fontainhas.
Wer Bacalhau sucht wird an vielen Stellen fündig.
Der Strand und die Klippen von Fontainhas.
Bei Moura.
Mitten im Nichts, aber im Moment wird renoviert.
Brücke in Alcacer do Sal.
Die Palafitas da carrasqueira. Laut Reiseführer sind diese einzigartig in Portugal 🙂
Algarve pur.
Leere Strände, über 20° Celsius, aber oftmals ein stärkerer Wind.
An der Festung von Sagres. Sechs Kilometer weiter westlich befindet sich der südwestlichste Punkt des europäischen Festlandes.
Bei Odeceixe.
Der Strand von Alvor.
Die Kommunistische Partei und die Grünen unter dem Namen CDU zur nächsten Wahl antreten lassen, wäre mein Vorschlag für Thüringen und andere deutsche Bundesländer 🙂
Hört sich alles irgendwie bekannt an 🙂

Aus der Camperküche – Callos con garbanzos und Co.

Als ich in den 1990er Jahren mit dem Rucksack auf Lanzarote unterwegs war, hatte ich als Verpflegung immer einige Dosen Callos con garbanzos im Gepäck, die ich hin und wieder als Zwischenmahlzeit oder Frühstück kalt und direkt aus der Dose verzehrte. Die Konserve gab es zum einen in jedem kleinen Dorfladen zu kaufen, zum anderen war ich natürlich neugierig, was sich in der Dose befindet. Heute weiß ich es und zu meiner Freude hat jeder Supermarkt und Krämerladen in Spanien die Konserve noch immer im Angebot. In der Regel steht sie in der Nähe der Bohnen bzw. Kichererbsen und seltsamerweise oftmals ganz unten im Regal. Bei Callos con garbanzos handelt es sich um Kutteln mit Kichererbsen. Zwiebel, Karotten und Petersilie sind häufige Bestandteile des Gerichtes und es wird vor allem in der galizischen Kochtradition gepflegt. Eine andere, etwas deftigere Variante ist Callos a la Madrilena aus der Region Madrid. Zur Zubereitung werden Kutteln in Stücke geschnitten und in Essigwasser, dann mit klarem Wasser gereinigt. Vorgekocht werden die Kutteln über mehrere Stunden mit Kalbsknochen oder Kalbsfüßen, Knoblauch und Lorbeerblättern. Danach werden die gegarten Kutteln mit Zwiebeln, Tomaten, Olivenöl, Serranoschinken, Chorizo, Morcilla (spanische Blutwurst) und Gewürzen zu einem Eintopf verarbeitet.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Callos_a_la_Madrile%C3%B1a#/media/Datei:Callos_cociendose.jpg

Das Ergebnis ist äußerst wohlschmeckend. Der Aufwand das Gericht selber im Camper zuzubereiten ist natürlich immens und würde unseren Gasvorrat relativ schnell dezimieren, weswegen wir auf die Konserve zurückgreifen bzw. ein für dieses Gericht bekanntes Lokal in Erwägung ziehen. In der Gegend um Porto dürften wir fündig werden, den die Einwohner dort werden von den Bewohnern anderer Regionen liebevoll spöttisch als „Kuttelfresser“ bezeichnet. Obwohl der Verzehr von Kutteln in der spanischen bzw. portugiesischen Küche verankert ist, findet man sie relativ selten an der Fleischtheke. In Italien hatte man in fast jedem Markt die Auswahl zwischen den unterschiedlichsten Formen und Größen, obwohl ich lange der Meinung war, daß nur die Sarden ausgesprochene Freunde des Pansen und Blättermagens sind. Über die moderne deutsche Küche lässt sich leider nur sagen, daß wir mittlerweile zu „Filetfressern“ mutieren. Der Ausdruck stammt nicht von mir, sondern von Tim Mälzer. Aber er hat es vermutlich richtig erkannt. Kein Gramm Fett zuviel darf es sein, dafür wird mit Fixsoßen gearbeitet und der Zucker und die Hefe in den Lightprodukten und Halbfertigwaren wird in Kauf genommen. In die gleiche Kerbe schlug schon vor Jahren der ehemalige Küchenkolumnist der Wochenzeitung Die Zeit, Wolfram Siebeck. Auch er plädierte unaufhörlich für den moderaten Verzehr von Innereien, Füßen, Schwanz und Co. und fand es schade, daß diese aus der deutschen Küche fast verschwunden sind. Wie lecker ist doch eine hausgemachte Sülze vom lettischen Metzger, oder ein schmackhaftes Kuttelgericht im portugiesischem Restaurant. Neben dem Kuttelgericht aus der Dose findet man im Supermarkt öfter Oreja guisada, geschmortes Schweineohr, das zum Frühstück mit ein paar Knoblauchzehen ausgesprochen lecker mundet.

Schweineohr mit Knoblauch verfeinert, – so kann der Tag beginnen.

P.S. Karin bestand darauf, den Beitrag in der Ich-Form zu schreiben 🙂