Der Beitrag spielt keineswegs auf ein gleichnamiges und umstrittenes Theaterstück von Rainer Werner Fassbinder an, sondern auf die Situation, die wir in Süditalien vorfinden. Der Müll ist hier allgegenwärtig sichtbar. Vor allem in den Seitengassen und Flurwegen, ab von den touristisch befahrenen Routen traut man seinen Augen nicht. In einem deutschen Müllverwertungsbetrieb sieht es aufgeräumter aus als hier. Der kalabrische Zweig der Mafia, die Ndrangheta verdient nicht nur kräftig an der Müllverklappung, auch die örtlichen Müllbetriebe stehen oftmals auf der Gehaltsliste, bzw. die Firmen werden ständig neu ausgeschrieben. In der Zwischenzeit bleibt der Müll einfach liegen, oder er wird zuweilen unter Aufsicht des Militärs auf „wilden Deponien“ abgeladen. Seit Jahrzehnten fehlen geeignete Verbrennungsanlagen und seitdem China keinen europäischen Müll mehr annimmt, hat sich in Italien das Müllproblem nochmals verschärft. Aber alles der „Ehrenwerten Gesellschaft“ in die Schuhe schieben zu wollen, greift zu kurz. Es stehen unterschiedliche Tonnen für Glas, Alu, Papier und Restmüll an vielen Stellen, nur sind die oftmals halb leer bzw. der Inhalt ist wild durchgemischt. Glas in der Komposttonne, Plastik im Papierbehälter. Der Gedanke der Mülltrennung hat sich in Italien noch nicht durchgesetzt, heißt es. Aber, bei uns zu Hause machen sie es ja genauso. Ich empfehle, am Abend vor der Abholung in die Tonnen der Nachbarn zu schauen, der Anblick wird sich gleichen. Der Unterschied besteht darin, daß es in Italien anscheinend niemanden stört, wenn der Müll in der Landschaft liegt. PET-Flaschen werden einfach liegen gelassen. Die Picknickreste bleiben an Ort und Stelle liegen. Auffällig viele Matratzen sehen wir immer wieder am Straßenrand liegen. Sind die Matratzen hier von so schlechter Qualität, oder entsorgen die Leute sie öfter als bei uns? An vielen Stellen im ländlichen Raum sehen wir Rauchwolken. Dort geht nicht nur das dörre Ackerkraut in Flammen auf. Fährt man durch so eine Rauchwolke kratzt es gehörig in der Lunge, es riecht nach verbrannten Plastik.
Wir fragen uns gelegentlich, ob wir noch in Europa sind. In Namibia haben wir so etwas nicht gesehen. Dort waren übrigens auch die Straßen besser, obwohl es sich um Schotterpisten gehandelt hat. Die ganze Situation trägt nicht dazu bei, dem Land etwas abzugewinnen. In Kalabrien existieren auf den Nebenstrecken keine Wegweiser mehr. Die Navigation mit Karte ist also schwierig. Unser Navigationsgerät schickt uns immer wieder auf engste Straßen mit Löchern so tief, daß eine Katze darin ersaufen könnte. Oftmals stehen wir vor Durchfahrten mit maximal zwei Metern Höhe und müssen wenden. Dabei kann schon mal die Stoßstange schaden nehmen. In den Städten und Dörfern hängen die Balkone sehr tief, die Gassen sind eng. Wir klappen die Spiegel ein, dann geht es schon. Trotzdem müssen wir höllisch aufpassen, unseren Van nicht auch noch am Dach zu schrammen. In diesem Land ist definitiv zu viel Verkehr. Die Besiedelung ist zu dicht für uns. Die großen Städte meiden wir. Was wollen wir da? Einkaufen, eine weitere Kirche besichtigen, das Verkehrschaos genießen. Nein danke, die Pampa reicht uns vollkommen. Italien ist nicht unbedingt mein (unser) Land, soviel steht schon fest. Ich hatte das Gefühl bereits am ersten Tag. Zwischenzeitlich hat es sich abgeschwächt, mittlerweile verstärkt es sich wieder. Die Goethe’sche Sehnsucht nach Italien kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht war es früher anders. Aber dieser Oberstudienrat aus Weimar war mir immer suspekt. Schiller ist mir lieber. Aber daß es auch heute noch so viele nach Italien zieht, kann ich nicht nachvollziehen. Das Gehupe geht mir auf die Nerven, die Fahrweise aus Überholwahn und Geschwindigkeit, das pathetische Geschnatter der Menschen nervt an manchen Tagen. Es gibt Momente, da möchte ich dieses Land fluchtartig verlassen. Was mich davon abhält? Vor allem Karin. Natürlich auch die Tatsache, daß es hier warm ist und man frische Vongole an der Fischtheke bekommt. Nicht mehr und auch nicht weniger.