Über die App Park4Night finden wir einen Übernachtungsplatz in der Nähe von Metaponto. Er liegt direkt am Strand. Wir sind nicht allein. Es stehen bereits zwei Wohnmobile dort. Die Typen kommen aus Pinneberg. Hinter ihren Vans steht noch ein Anhänger. Wie sich später herausstellen wird, dient der zum Verstauen des Kitedrachen. Wir parken hinter den beiden, direkt auf dem geschotterten Weg, da die Parkplätze nebenan mittlerweile geschlossen sind. Viel Platz ist auf der Zufahrt nicht mehr, vor allem deshalb, weil einer der beiden sich quer gestellt hat, vermutlich um aus seinem Seitenfenster einen direkten Blick auf das Meer zu haben. Wir sind nicht lange dort, als ein Einheimischer kommt und einen der Pinneberger anspricht. Wie sich herausstellt spricht er kein italienisch. Als ich dazukomme fragt er mich, ob ich italienisch könne, was ich leider verneinen muß. Offensichtlich ist, daß dem Italiener die Parkweise des quer stehenden Wohnmobils stört. Ich versuche eine der elementarsten Formen von Kommunikation und ritze sein Problem mit einem Stecken in den Sand. Prompt kommt vom Pinneberger die Antwort: „Das habe ich schon verstanden.“ Ich sage nichts, denke mir aber: „Du Depp, es geht hier nicht um dich, sondern um den Einheimischen, der sich an etwas stört.“ Es geht darum eine Verbindung aufzubauen zwischen ihm und uns, und daß wir sein Problem respektieren. Stattdessen fängt der Pinneberger auf deutsch an mich gerichtet zu schwadronieren an: Eine Nacht würde schon gehen, das Auto gehöre seinem Kumpel der noch irgendwo am Strand unterwegs sei. Er hätte ein kleines Kind dabei (diese „Kindervorschieber“ haben wir wirklich gefressen) und ein Umparken würde wegen des Windes deshalb nicht gehen. Komisch 50 bzw. 100 Meter weiter hinten an der Straße merkt man den Wind nicht mehr, warum stehen sie dann nicht dort? Schließlich rennt er davon, sagt er müsse seinen Kite einpacken und läßt mich mit dem Italiener alleine stehen. Was für ein Idiot denke ich mir. Als Karin dazu kommt, stehen wir bei ihm und geben unsere wenigen italienischen Wörter zum Besten. Er verabschiedet sich schließlich und geht zum Strand. Am nächsten Tag als wir aufbrechen, stehen die beiden Wagen immer noch dort. Es sieht nicht so aus, als ob sie heute abreisen. Spätestens seit der Begegnung mit dem Einheimischen hätten wir unseren Wagen umgeparkt, ach was, wir hätten überhaupt nicht so eingeparkt. Wir fahren rückwärts und wenden in drei Zügen mitten auf dem Weg, da der Wendeplatz am Strand durch die Typen versperrt ist. Und genau das war das Problem des Italieners, die ziemlich liberal sind wenn es darum geht, wie und wo man sein Auto abstellt. Wundern muß man sich dann nicht, wenn an immer mehr Plätzen in Europa „Camping verboten“-Schilder stehen. Den Einheimischen kann man es bei so einem Verhalten nicht verdenken. Nach tausenden Kilometern Reise in Skandinavien und Italien ist zumindest auffällig, daß vor allem die jüngeren Wohnmobilisten (mit ihren gepflegten Bärten und Gebetsfahnen im Auto) dieses Verhalten an den Tag legen. Grüße im Vorbeigehen werden ignoriert, die Nachbarschaft wird als störend empfunden. Man möchte ihnen zurufen: „Jungs und Mädels, wenn ihr euren Egotrip fahren wollt, dann dürft ihr euch nicht nach einer App richten.“ Die älteren Wohnmobilisten sind kommunikativer, soviel steht fest.
Doch zurück zu Metaponto. In der Antike war die Stadt eine bedeutende Siedlung der Magna Graecia. Im 8. Jhd. v. Chr. siedelten Griechen in Süditalien und Sizilien und brachten ihre Kultur und religiösen Glaubensvorstellungen mit. In Metaponto stehen noch heute Reste eines Heratempels.
In der Stadt gibt es ein Museum, in dem Unmengen an Artefakten aus prähistorischer und griechischer Zeit zu bewundern sind. Vasen, Krüge Waffen und Schmuckgegenstände werden in den Vitrinen präsentiert. Leider sind die Beschreibungen der archäologischen Fundstücke, bzw. die geschichtlichen Hintergründe auf den Schautafeln nur in italienisch. Schade, im Kulturhauptstadtjahr von Matera hätte dem Museum ein internationaler Ansatz sicher nicht geschadet. Hervorragend und sehr modern aufgemacht ist die Teilausstellung zu Pythagoras bzw. zur Geschichte der Mathematik. Die Themenwahl erfolgte wohl deshalb, weil Pythagoras im 6. Jhd. v. Chr. nach Metaponto übersiedelte und dort seine Schule gegründet hat. In dieser Stadt ist er laut Überlieferung auch verstorben. Auf uns hinterläßt die Stadt einen verschlafenen Eindruck. Die besten Zeiten hat Metaponto lange hinter sich.