Aus der Camperküche – Minestrone

Die italienische Gemüsesuppe „Minestrone“ ist ein vielseitiges Gericht. Sie zählt zu den ältesten Gerichten der italienischen Küche und je nach Region und eigenem Gusto kommen unterschiedliche Zutaten in den Topf. In den Abruzzen kann die Minestrone z.B. auch Speck, Steckrüben und Schweinskopf enthalten. Für unsere Suppe nehmen wir, was wir gerade zur Hand haben bzw. aus unseren Lebensmittelbeständen verarbeitet werden muß.

Zuerst geben wir gutes Olivenöl in den Topf. Auf alle Fälle müssen bei uns Zwiebel mit in die Suppe. Wir halbieren zwei mittelgroße Zwiebel und schneiden sie in nicht zu dünne Ringe. Eine halbe Paprika in gewürfelter Form findet ebenfalls ihren Weg in den Topf. Eine halbe Zucchino kommt mit dazu und der Broccoli darf auch nicht fehlen. Im Bild links oben erkennt man Abschnitte vom Strunk, die sich sehr gut verwerten lassen. Bei uns dienen sie oftmals als „Ersatz“ für Bambussprossen. Hat man eine Mikroreibe zur Hand, ist der rohe geriebene Strunk über viele Gerichte das sogenannte i-Tüpfelchen. Da die einzelnen Gemüse unterschiedlichen Garzeiten haben, kommen sie nacheinander in den Topf. In diesem Fall der Broccolistrunk mit der längsten Garzeit zuerst. Danach die Paprika, die Broccoliröschen und am Schluß die Zwiebeln, die durchaus noch etwas Biss haben sollten. Eine kleine ganze (!) Chillischote verstärkt die Aromen, ohne die Suppe unangenehm zu schärfen.

Seit wir in den Genuß der traditionellen vietnamesischen Suppe Pho gekommen sind, gibt es für uns für das Würzen von Suppen zwei essentielle Zutaten. Zum Einen eine natürlich gebraute Soja- bzw. Fischsoße, zum Anderen Sternanis. Eine Suppe ohne Sternanis zu würzen ist für uns mittlerweile unvorstellbar. Sternanis halten wir für das Suppengewürz schlechthin, da sieht Nestle mit seinen Glutamatpülverchen ziemlich alt aus. Auf dem Bild liegt nur eine Frucht, die zweite befindet sich bereits im Suppentopf 🙂

Da wir Suppen immer etwas dicker mögen, kommt eine extra Portion Nudeln in den Topf. In diesem Fall Farfalline von Barilla. Der 500g Pack Barilla wird in Italien für um die 70 Cent verkauft. Verglichen mit den 1,49 €, die in Deutschland regulär dafür verlangt werden natürlich günstig. Barilla bekommt man zwar in Italien überall, aber sie zählen bei den Einheimischen zu den Billignudeln. So etwas kauft man nur im Notfall, oder wenn es günstig sein muß. Und sie haben recht. Die unterschiedlichen lokalen Hersteller sind nicht immer teurer, schmecken aber um Welten besser, mit oder ohne Ei. Der charakteristische Geschmack des Hartweizens kommt bei ihnen viel intensiver zur Geltung.

buon appetito

Castellamare del Golfo: Mafianest und Bilderbuchstadt

Castellamare del Golfo liegt im Norden Siziliens am Tyrrhenischen Meer ungefähr 70 Kilometer westlich von Palermo. Die Stadt ist wunderschön am gleichnamigen Golf gelegen. Ein Bummel durch die freundlich wirkende Altstadt ist selbst bei kühlem Regenwetter lohnenswert. Bekanntheit erlangte die Kleinstadt in den 1930er Jahren in Verbindung mit den Auseinandersetzungen innerhalb New Yorker Mafiabanden, bei denen auch ein gewisser Al Capone eine Rolle gespielt haben soll. Zur damaligen Zeit entbrannte ein erbitterter Machtkampf innerhalb der New Yorker Mafia, der zahlreiche Todesopfer forderte. Da einige der Kontrahenten aus der Stadt Castellamare del Golfo stammten, gingen die Auseinandersetzungen als Krieg von Castellamare in die Annalen der Kriminalgeschichte ein.

Aus der Camperküche – Knoblauchgarnelen

Für unsere treue Leserin Moni „Alkoven“

Wenn es um die Begrifflichkeit geht, herrscht bei Garnelen oft heillose Verwirrung. Im Handel begegnen einen Gambas, Prawns, Kingprawns, Black-Tiger-Prawns, Krevetten, Granat, Riesengarnelen und Shrimps. In der Regel sind es länderspezifische Begriffe. So werden die Garnelen z.B. im Spanischen „Gambas“ genannt. Bei den Nordseekrabben handelt es sich um Garnelen, während die italienischen Scampi (Mehrzahl von Scampo), der Kaisergranat zu den Krebsen gerechnet wird. Ein wichtiges Klassifizierungsmerkmal ist vor allem, daß Garnelen im Gegensatz zu Krebsen keine Scheren, sondern Fühler haben. Wie kommt nun die Garnele in die Pfanne? Da gehen die Meinungen auseinander. Einige Köche die sind der Meinung, der Geschmack stecke unter anderem im Kopfbereich der Garnele und die Schale schütze das Fleisch der Garnele vor evtl. zu großer Hitze der Pfanne. Man kann sie natürlich ganz, mit Kopf, Schale und Schwanz anbraten. Wir empfinden allerdings das Zerlegen der Garnelen bei Tisch etwas friemelig und bevorzugen es, die Garnelen vor dem Braten zu schälen und den Darm zu ziehen. Den Schwanz lassen wir dran, da man die Garnelen dann unkompliziert mit der Hand greifen kann. Es gibt anscheinend Menschen die Garnelen mit Messer und Gabel zerlegen. Ein vollkommener Genuß bei Tisch sieht für uns allerdings anders aus, vor allem wenn der Darm dann noch gezogen werden soll.

Knoblauchgarnelen sind vor allem ein Gericht der spanischen Küche. Aber die Zutaten für dieses Gericht sind in Italien ebenfalls alle vorhanden und Garnelen gibt es bei jedem Fischhändler auf Sizilien. Als Grundzutaten für unser Gericht benötigen wir Garnelen, eine Knolle Knoblauch, eine Chillischote, Ingwer, Petersilie, Zitrone und Paprikapulver und natürlich Olivenöl. Zuerst entfernen wir den Kopf, indem wir ihn einfach abdrehen.

Dann schneiden wir mit der Schere die Schale an der Oberseite in Richtung Schwanz auf. Wir entfernen die Schale, aber der Schwanz bleibt dran.

Nun können wir mit einem kleinen Messer den Darm ziehen. Nach der Darmoperation spülen wir die Garnelen mit Wasser ab und tupfen sie mit Küchenpapier trocken.

Als nächstes benötigen wir vom Ingwer ein ca. 3cm langes Stück, schälen ihn und schneiden ihn in dünne Stifte, die wir in Olivenöl anbraten. Wenn sie leicht gebräunt sind schöpfen wir sie ab, stellen sie beiseite und geben die Chillischote und den geschnittenen Knoblauch in die Pfanne. Der wird dort ebenfalls leicht angebraten. Nur sollte man Vorsicht walten lassen, denn er wird relativ schnell braun und sein Geschmack dann bitter. Ist er gar, schöpfen wir ihn ebenfalls ab und geben ihn zu den Ingwerstiften.

Schließlich finden die Garnelen ihren Weg in die Pfanne. Dort werden sie bei moderater Hitze für ca. drei Minuten angebraten. Wichtig ist dabei, daß die Garnelen vorher auf Zimmertemperatur gebracht wurden. Sind sie zu kalt, wird das Fleisch der Garnele durch unseren Bratvorgang nicht zart, sondern hart und schmeckt ungefähr so gummiartig wie frittierte Kalamariringe an der Pommesbude oder beim Durchschnittsgriechen in Deutschland.

Die fertig gebratenen Garnelen und das Öl werden mit dem Knoblauch und dem Ingwer vermengt. Wenn nicht bereits während des Bratens gesalzen wurde, darf jetzt noch Salz dazu. Am Schluß bestreuen wir das Ganze mit Paprikapulver und träufeln etwas Zitronensaft darüber. Wer möchte garniert noch mit frischer Petersilie. Dazu ein leckeres italienisches Hartweizenbrot, mit dem das Öl aufgetunkt wird. Mehr braucht es nicht. Einfach köstlich.

buon appetito

Il rallentamento assoluto

Wenn wir noch mehr entschleunigen stehen wir still. Nach dem Frühstück ein wenig dies, ein wenig das anschauen und sich dann Gedanken über das Abendessen machen, noch bevor wir auf der Suche nach einem Stellplatz sind. Mehr abschalten geht im Moment eigentlich nicht. Das Wetter schlägt manchmal Kapriolen, aber wir haben bisher nur einmal abends die Heizung für eine halbe Stunde laufen lassen. Die Temperaturen der vergangenen Wochen waren angenehm warm und lagen um die 20°C. Die letzten Tage hatten wir hie und da sporadisch Regen, der so schnell geht, wie er kommt. Wenn allerdings ein starker Wind von der Küste weht wird es biestig. Mütze und dicke Jacke sind dann eher angebracht als leichte Hemden. Das was wir von der Insel sehen wollten (oder auch nicht) haben wir gesehen. Im Moment lassen wir uns nur noch treiben, wir müssen nichts mehr. Mit diesem Impetus zu reisen ist äußerst befreiend.

Bei Alessandra…
Die Strandduschen sind abgestellt.
Die Zitronenernte ist im Moment im vollen Gange. Der Duft von frischen Zitronen ist atemberaubend. Und der Geschmack mit nichts zu vergleichen, was bei uns in den Supermärkten angeboten wird.
Auberginen gibt es häufig auch in runder Form. Die vom lokalen Bauern würde mit diesen „Schrammen“ bei uns nicht in den Handel kommen. Schade, sie schmeckt ausgezeichnet.
Etwas befremdlich wirken mit Sprühschnee dekorierte Schaufenster und Weihnachtsmänner.
Schon wieder der. Hat Italien keine Heiligen mehr, außer diesem Pio?
Der letzte Blick auf den Ätna, bevor wir endgültig wieder Richtung Westen fahren.
Das ist nicht Minas Tirith aus Herr der Ringe, sondern Enna.
Unser Schlafplatz bei Milazzo.
Das Theater von Piazza-Armerina.
Die Altstadt von Piazza-Armerina.
Die Neuauflage von Don Camillo und Peppone?
Wir haben schon längst aufgehört die Altäre zu zählen….
Im Tal der Tempel bei Agrigent.

Hier wird unser Olivenöl abgefüllt. Olivenölmühlen gibt es viele auf der Insel. Dort geht man hin, holt sein Öl und bezahlt bei weitem weniger als für die „billige“ Plörre im Laden. Der Kanister hat natürlich nicht so ein schönes Etikett :-)) Wer im Laden ein Olivenöl kauft, daß weniger kostet als 10-14€ pro Liter, hat die Katze im Sack gekauft. Entweder handelt es sich um billiges Lampenöl, oder das organisierte Verbrechen hat seine Hände im Spiel. Ganz abgesehen davon, daß die Erzeuger unter diesem Endpreis von den Großkonzernen ausgebeutet werden. Olivenöl ist das Lebensmittel mit der höchsten Fälschungsrate. Also besser bei Rapsöl bleiben (wer so etwas mag), oder tiefer in die Tasche greifen und ein hochwertiges Öl kaufen. Wer einmal ein solches Olivenöl gekostet hat, wird in Zukunft einen großen Bogen um die Öle machen, die man bei uns im Supermarkt findet. Qualitativ hochwertige Öle schmecken übrigens bitter, vor allem wenn ihr Anteil an grünen Oliven hoch ist (vgl. Link). Da Mitteleuropäer diese Geschmacksnote nicht favorisieren, kommt es oftmals zu Mißverständnissen bei der Olivenölsuche vor Ort. In Italien oder Kroatien bevorzugt man oft die Pressung aus grünen Oliven, die dem Öl seine (gesunden) Bitterstoffe liefert. Der Mitteleuropäer sucht dagegen oft ein neutrales Öl, vielleicht auch deswegen weil er nur den billigen, nach nichts schmeckenden Saft aus industrieller Schimmelware kennt.

Was guckst Du?
Eine gepflegte und zutrauliche Hundemeute an unserem Stellplatz.
Ich verzwerge immer mehr.

Dörfer und Städte in den Wolken

In seinem Buch Mein Sizilien beschreibt der Autor Leonardo Sciascia den sizilianischen Charakter als bodenständig, der vor allem vom Land und den Bergen geprägt ist. Gegenüber dem Meer hat der Sizilianer eine gewisse Skepsis, was wohl der sizilianischen Geschichte geschuldet sein dürfte. Die Invasoren und Piraten kamen immer über das Meer. Und es waren ja auch einige hier: Araber, Griechen, Karthager, Römer, Byzantiner, Normannen, Staufer, Spanier, Franzosen. Die sizilianische Kultur ist eine Mischung aus den verschiedensten Einflüssen. Auffällig ist zumindest, daß im Inland die Städte und Dörfer auf den Bergspitzen errichtet wurden. Und dort oben auf 700-1200 Höhenmetern kann es durchaus kalt werden, vor allem im Winter. Für uns Mitteleuropäer fällt das natürlich unter die Kategorie „Jammern auf hohem Niveau“. Den erstens ziehen wir weiter und zweitens fällt das Thermometer Anfang Dezember nachts auf „angenehme“ 8° Celsius. Zu den Städten gehört oftmals ein Küstenstreifen. Der Lido kann aber schon mal 15 Kilometer weit weg sein und über die Serpentinenstraßen dauert es auch entsprechend lange bis man ihn erreicht. Dort sieht es um diese Jahreszeit allerdings ziemlich trostlos aus. Die Bars und Restaurants haben geschlossen und die Hafenmole gehört am Wochenende den jugendlichen Erwachsenen, die mit ihren Autos und Mopeds dort stundenlang auf und ab fahren. Wir mögen das bergige Inland lieber als die Küste, die mit Industrieanlagen auch ziemlich verbaut ist, allerdings sind die Übernachtungsplätze dort bei weitem wärmer. In den Bergen zu nächtigen macht zu dieser Jahreszeit keinen Spaß, weshalb wir abends meistens einen Stellplatz im Tal ansteuern. Aber die Einheimischen sitzen im Moment ja auch völlig eingepackt in ihren ungedämmten Steinhäusern.

Felsformation am Rande des Monti Nebrodi.
Der unvollendet gebliebene Tempel von Segesta.
Das Inland ist landwirtschaftlich geprägt.
Hohe Brücken sind zahlreich vorhanden.
Links oben am Bergkamm auf ca. 1000 Metern Höhe liegt ein Dorf. Ein typischer Anblick im bergigen Landesinneren.
Mitten in den Wolken.
Über Berge gezogene Städte.

Auf Sizilien gibt es Regionen, die von Albanern besiedelt wurden. Piana degli Albanesi wird auch heute noch fast ausschließlich von den albanischsprachigen Arbëresh bewohnt. Die Orts-und Straßenschilder sind zweisprachig. An vielen Häusern prangt ein Relief oder Aufkleber des albanischen zweiköpfigen Adlers auf rotem Grund. In Palazzo Adriano nächtigen wir hinter dem alten Bahnhofsgebäude und werden das erste mal von Carabinieri kontrolliert. Nachdem unsere Papiere für in Ordnung befunden wurden, bekommen wir noch eine gute Nacht und eine angenehme Reise gewünscht. Am nächsten Morgen, als wir gerade abreisen wollen, fahren die beiden Carabinieri an uns vorbei und winken uns zu. Auffällig ist außerdem in diesem Land, daß wir bei Kontrollen am Straßenrand bisher immer durchgewunken wurden. Ein kurzer Blick auf unser Nummernschild und unseren Wagen und schon geht die Kelle nach unten. In Palazzo Adriano wurde Ende der 80er Jahre der oskarpreisgekrönte Film Cinema Paradiso gedreht, der die Piazza des Ortes weltberühmt gemacht hat (Trailer).

Die Piazza Umberto I von Palazzo Adriano.
Und noch eine Kirche und ein Turm auf der Piazza Umberto I.
Der Wegweiser zum Kino aus dem Film Cinema Paradiso.

Auf Sizilien sind Erdbestattungen selten. Entweder errichten die einzelnen Familien Mausoleen, oder die Toten werden in Gemeinschaftshäusern oder in Mauern bestattet. Die Mausoleen erinnern in ihrer Größe eher an kleine Kapellen. Und nicht selten sind die Fenster mit Glasmalereien versehen. Aus der Ferne betrachtet sehen die Friedhöfe aus wie kleine Dörfer. Der bauliche Zustand der Mausoleen für die Verstorbenen ist besser als der vieler Wohnungen der Lebenden. Diese Friedhofsarchitektur ist allerdings teuer. Viele ärmere Familien können sich deshalb nur kleine Marmortafeln leisten.

Handgemachtes Cannolo in einem Cafe in Piana degli Albanesi.

In Italien ist Sizilien bekannt für seine Süßspeisen, die sehr gehaltvoll ausfallen können. Auf dem Teller liegt ein handgemachtes Cannolo. Dabei handelt es sich um ein Schmalzgebäckstück das zu einem kleinen Rohr, dem Cannolo geformt wird und mit gesüßtem Ricotta und kandierten Früchten und evtl. Nüssen gefüllt wird. Der frittierte Teig erinnert in seinem Aussehen und Geschmack an unsere ausgezogenen Krapfen. Die Cannoli wurden hier ursprünglich zur Fastnachtszeit gegessen. Heute werden sie das ganze Jahr über angeboten.

PS: Ein wahrer Gaumenschmaus und super lecker.

Unser Übernachtungsplatz an der Küste in Castellammare del Golfo.
Anfang Dezember herrscht T-Shirt-Wetter am Strand von Torrenova.
Im Hintergrund sieht man die Liparischen Inseln. Links die imposanten Vulkankegel der Insel Vulcano.

Aus der Camperküche – Vollsäunudeln im Runterranzland

Wir ranzen immer weiter runter. Während unsere Stoßstange seit Kalabrien italienisches Flair verbreitet, werden in letzter Zeit die Klopfgeräusche in der Fahrertür immer lauter. In jeder Kurve macht es „tock“. Irgendetwas ist dort locker und schlägt hin und her. Bei den unzähligen Serpentinen auf der Insel keine leichte Übung das Geräusch zu ignorieren. Unsere Temperaturanzeige funktioniert immer noch nicht und seit einigen Tagen hören wir es beim Rechtseinschlag des Lenkrades knacken und knarzen. Das Türband auf der Beifahrerseite gibt wieder ächzende Töne von sich, während sie auf der Fahrerseite verschwunden sind, allerdings erst nach einem lautem Knall in der Tür, die sich jetzt nur noch ohne Zwischenstopp öffnen läßt. Dieses Land gehört sicherlich zu unseren bisherigen Topfavoriten für die langsame, unfreiwillige Zerlegung eines Autos. Wir stellen uns manchmal diesen Comicstrip vor, in dem alle Teile eines Autos abfallen, die Insassen gemütlich in ihren Sitzen flätschen und der Fahrer sich beharrlich am Lenkrad festhält. Irgendwie in der Art fühlen wir uns manchmal. Wenn wir so um uns schauen, könnte man sagen wir passen uns immer mehr den hiesigen Verhältnissen an. Wir sind eben unterwegs im Runterranzland.

PS: Stephan’s Lieblingswort nicht nur während unserer Fahrten durch das serpentinenreiche Hinterland ist deshalb mittlerweile auch „Oh Mann“!!!

Die beliebteste Nudelsorte auf Sizilien soll die Bucatini sein. Im 12. Jhd. war sie auf der Insel bereits gebräuchlich. Wir wissen ja nicht wie es anderen geht, aber mit dieser Nudelsorte kann man sich beim Verzehr nur vollsäuen. Es sei denn, man macht daraus kürzere Makkaroni. Aber warum nicht gleich zur kürzeren Variante greifen, fragen wir uns. Also Bucatini, die Königin der Nudel, zumindest in der Hinsicht, daß sie ein Anzeiger des zivilisatorischen Grades des Verzehrenden ist. Wer sie an der Tafel in ihrer ungebrochenen Form stilvoll verspeisen kann, braucht vor anderen Pastasorten keine Furcht zu haben. Und zuhause ist diese Nudelform natürlich hervorragend dazu geeignet, eine dünne Bratensoße wie mit einem Trinkhalm vom Teller aufzusaugen, was natürlich wiederum ein Gradmesser für die Zivilisiertheit mancher Tischgenossen sein dürfte. Aber welches Gericht bereitet man nun mit dieser Nudelsorte zu? Anbieten würde sich ein Klassiker wie Bucatini all’amatriciana, oder eine sizilianische Spezialität wie Pasta con le sarde. Natürlich wird diese Pastasorte auch für Aufläufe benutzt. Die Anwendungsmöglichkeiten sind also vielfältig. Vorstellen möchte ich allerdings eine Eigenkreation der Variante Pasta al tonno. Und da das Sugo nicht gerade italienisch daher kommt, fällt bei uns auch die Menge der Soße etwas üppiger aus, denn wir lieben dieses Gericht, vor allem an kühleren Tagen. Am besten schmeckt es uns mit Makkaroni, Gabelletti, oder deutschen Hörnchennudeln. Das Gericht kann man aber auch mit Bucatini zubereiten.

Für die Soße gibt man Olivenöl in den Topf. Dann können auch schon die Chillies mit dazu. Da wir es scharf mögen, finden ca. 7 kleingeschnittene Thaichillies ihren Platz im Topf. Gleichzeitig kommt der Knoblauch dazu und da wir auch den mögen, muß mindestens eine Knolle bei diesem Gericht daran glauben. Ich mag ihn lieber sehr grob geschnitten, Karin mag ihn lieber klein gewürfelt. Das ist aber auch der einzige Punkt ständiger Diskussionen bei diesem Gericht. Der Thunfisch darf auch mit in den Topf. Wir nehmen zwei Thunfischdosen. Nicht die Ölversion, sondern die in Lake, die wir abgießen. Die geleerten Dosen füllen wir mit Wasser und geben es mit in den Topf. Wer möchte gibt noch eine Dose Wasser zusätzlich dazu. Nun köcheln wir den ganzen Mischmasch auf und geben noch einen gestrichenen Eßlöffel Currypulver mit dazu und ca. 12 im Mörser fein zerstoßene Pimentkörner. Gewürzt wird bei uns in der Regel mit ein paar kräftigen Spritzern Fischsoße. Die von Squid ist z.B. sehr gut. Die Soße lassen wir auf kleiner Flamme einköcheln. Die Nudeln wie immer al dente kochen und mit der Soße vermischen.

Es waren noch Erbsen da. Also kommen die mit in die Soße.

Guten Appetit.

Auf den Spuren der Mafia

Wer nach Sizilien reist, kommt um die Mafia nicht herum. An vielen Stellen stehen Denkmäler für ermordete Carabinieri oder Politiker und in Städten und Dörfern sind Straßen nach Giovanni Falcone und Paolo Borsellino benannt. Auch der internationale Flughafen in Palermo wurde ihnen zu Ehren umbenannt. Die sizilianische Mafia wird als Cosa Nostra bezeichnet und hat eine andere Struktur als z.B. die kalabrische Ndrangheta. In den letzten Jahrzehnten wurde die sizilianische Mafia vom Staat massiv bekämpft, mit der Folge, daß die kalabrische Mafia zur mächtigsten Verbrecherorganisation aufsteigen konnte und ihr Arm bis nach Deutschland reicht (vgl. Morde von Duisburg). In den 80er und 90er Jahren waren die Familien von Corleone, die Corleonesi der mächtigste Mafia-Clan. Mit ca. 12000 Einwohnern ist Corleone nicht gerade groß und wirkt auch so verschlafen wie Haßfurt. Bekannt geworden ist der Name der Stadt durch den Roman Der Pate von Mario Puzo, der von Francis Ford Coppola 1972 verfilmt wurde. Der Film, in typischer Hollywoodmanier gedreht, ist natürlich eine mythologische Überhöhung der Realität. Heute hat sich das Machtzentrum zugunsten Palermos verschoben. Dort soll es in jedem Stadtteil mindestens eine Mafia-Familie geben. Aktiv ist sie aber auf der ganzen Insel und natürlich darüber hinaus. Geld und Machtstreben kennen keine Grenzen und Moral bzw. ethisches Verhalten haben in diesem Metier einen schweren Stand. Anders als Puzo, hat sich Giuseppe Fava in seinen Romanen und Theaterstücken kritisch mit der Mafia auseinandergesetzt. Seine Romane Bevor sie Euch töten und Ehrenwerte Leute gibt es auch in deutscher Übersetzung. Fava war Dramatiker und Journalist. Er gründete in Catania ein Theater in dem sein Anti-Mafia-Stück L’ultima violenza aufgeführt wurde. 1984 wurde er in Catania vor seinem Theater von der Mafia ermordet.

Corleone, in der Nähe des Stadtparks.
Ein Denkmal für Bernardino Verro, dem ersten sozialistischen Bürgermeister Corleones. Früher selber Mafiosi, dann erbitterter Gegner. Er war nur ein Jahr im Amt und wurde 1915 mit 11 Schüssen von der Mafia hingerichtet. Sein Mörder wurde nie gefasst.
Wandmalerei in Corleone.
Solche Wandmalereien sieht man sehr oft. In der Regel sind es Darstellungen aus dem Leben von Heiligen, oder Szenen aus dem bäuerlichen und städtischen Alltagsleben.
Vor dem Antimafia-Museum. Die beiden Herren findet man oft auf Fahnen oder Graffiti. Es ist ein Bild von Falcone und Borsellino. Immer weniger Sizilianer sind gewillt, sich der Omerta zu unterwerfen.
Diese beiden Tafeln stehen in Palazzo Adriano, eine Kleinstadt mit mehrheitlich albanischsprachiger Bevölkerung.

Tempel, Sonne und frische Fische

In Selinunte besuchen wir die weitläufige archäologische Fundstätte. Die Lage des Ortes und die zahlreichen Reste bzw. Rekonstruktionen griechischer Tempel in dieser geballten Form sind beeindruckend.

Am Hafen von Selinunte werden früh am Morgen die gefangene Fische und Kalmare versteigert. Als Außenstehende haben wir jedoch keine Chance einen Fisch zu ergattern, da wir die Spielregeln der Versteigerungsaktion nicht durchschauen. Der Auktionator gibt undefinierbare Laute von sich und weist schließlich das Los irgendwelchen Leuten zu. Die Tüten der Leute sind teilweise so gefüllt, daß eine Großfamilie damit pappsatt über das Wochenende kommt. Wir sehen Doraden, Kalmare, Sardinen und hummerartige Tentakeln, die aus den Tüten hinausragen. Der Pulk aus Menschen läßt nicht nach. Immer wieder strömen neue Kaufinteressenten dazu. Ein faszinierendes Schauspiel, auch wenn unsere Mägen hier leider leer ausgehen.

Blick auf Formica und Favignana, die zu den Ägadischen Inseln gehören.
Unser Übernachtungsplatz bei San Vito Lo Capo.
Einsame Strände bei 20°.

Aus der Camperküche – Spaghetti alla bottarga

Für Moni „Hymer“ der aufmerksamen Leserin unserer Rezepte 🙂

Wie der geneigte Leser mittlerweile festgestellt haben dürfte, sind wir in Italien vor allem auf der Suche nach lukullischen Genüssen. Mit am reizvollsten an anderen Ländern sind ihre spezifischen Kochtraditionen und regionalen Gerichte. Abseits von Pizza und Nudeln in Tomatensoße wartet die italienische Küche mit Gerichten auf, die dem italophilen Restaurantbesucher nördlich der Alpen bisher verschlossen geblieben sind. Das Pastagericht Spaghetti alla bottarga gehört sicherlich dazu. Bottarga wird aus dem Roggen der Großkopfmeeräsche hergestellt.

Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bottarga_from_Preveza_Greece.jpg

Vor allem im Mittelmeerraum findet er Verwendung und deshalb wird er auch als „Kaviar des Südens“, in Italien als „sardischer Kaviar“ bezeichnet. Am Stück haben wir ihn vor Ort bisher noch nicht gesehen, aber in geriebener Form im Glas ist er im Supermarkt zu finden. Das Gläßchen für 4 € ist günstig, bedenkt man, daß in den Internetshops für italienische Feinkost in Deutschland durchaus um die 12 € für die gleiche Menge zu berappen sind.

Sardisches Bottarga di muggine vom Lebensmitteldiscounter EuroSpin.

Wir geben Olivenöl (oder Butter) in die Pfanne. Dazu kommt eine halbierte Knoblauchzehe. Von einer Zitrone schneiden wir zwei größere Zesten ab und geben sie mit in die Pfanne. Auf kleiner Flamme aromatisieren wir das Öl und achten darauf, daß der Knoblauch nicht anbrennt, da unser Öl sonst bitter werden würde. Ist die Pasta im gesalzenen Wasser, schöpfen wir eine Kehle des Nudelwasser ab und geben es mit in die Pfanne. Dazu kommt ein gehäufter Teelöffel Bottarga di muggine und eine Prise Safran. Wir schwenken die Pfanne kurz durch, entfernen Knoblauch und Zitronenzesten, geben die Pasta mit dazu und rühren solange, bis die Nudeln die Soße absorbiert haben. Ein paar Spritzer Zitronensaft geben wir noch mit in die Pfanne, danach richten wir auf einem Teller an und geben nochmals eine großzügige Portion Bottarga und eine Prise Safran über das Gericht.

Wer eine andere Variante ausprobieren möchte, dem empfehlen wir den oben gesetzten Link unter Spaghetti alla bottarga.

buon appetito.

P.S. In den Beiträgen „Aus der Camperküche“ werden hauptsächlich Pastagerichte vorgestellt. Das hat mehrere Gründe. Zum einen sind Nudelgerichte sehr lecker und variationsreich, zum anderen sind sie im Wohnmobil mit begrenztem Gasvorrat energiesparend zuzubereiten. Als Pastasorten bieten sich Spaghetti oder Fettuccine an, da die Kochzeiten im erträglichen Rahmen bleiben. Hauptsächlich kommt bei uns ein Trangia in der Duossalausführung mit einem Brenner für Gaskartuschen zum Einsatz. Das in Gasflaschen mitgeführte Gas (2x5kg) wollen wir soweit es geht für die Heizperioden auf unserem Rückweg aufsparen.

Über die Gewichtung von Werten…

1. Straßenhunde

In der Nähe hören wir Hundegebell. Es ist kein einzelner Hund der sich die Seele aus dem Leib bellt, es ist eine ganze Meute. Es ist also wieder mal ein sogenanntes „Shelter“ in der Nähe. Mit Schutz für die Hunde hat das hier allerdings nichts zu tun. Hier in Agrigento werden die frei laufenden Hunde entweder vergiftet, oder so lange in eine Unterbringung gesteckt bis sie krepieren. Augen zu und durch. Die italienischen Straßenhunde die wir bisher gesehen haben, sind im Vergleich zu kanarischen etwa nicht unterernährt und einem aggressiven Kandidaten sind wir noch nicht begegnet. Und wie bei uns vor dreißig Jahren, lassen viele Einheimische ihre Hunde frei laufen. Die auffälligen Halsbänder weisen auf einen Besitzer hin.

Er sucht die Nähe.
Er ist kleiner als eine Katze, aber der „Wachhund“ mag norwegischen Käse 🙂

2. Straßenverhältnisse und Fahrverhalten

Auf dem Festland wurden wir von verschiedenen Leuten gewarnt. Sie meinten wir sollten nicht nach Sizilien fahren, da hier die Hundesituation, der Müll und die Straßenverhältnisse extrem seien. Bisher können wir das nicht bestätigen. Und vermutlich liegt ein „Schnüdel“ den wir in Brucoli getroffen haben mit seiner Einschätzung richtig. Er versicherte uns, daß sich in den letzten Jahren auf der Insel einiges zum Positiven verändert hat. Seine Erfahrung können wir in gewisser Hinsicht teilen. Die Straßen sind weder schlechter als auf dem Festland (Kalabrien war eine Katastrophe), sondern bei weitem besser. Sicher es gibt hier extreme Abschnitte vor allem abseits der Hauptstrecken, aber im Großen und Ganzen fahren wir „mit unserer Prinzessin auf der Erbse“, bis jetzt zumindest schüttelfreier als auf dem Festland. Wenn mir nochmal einer was von den schlechten Straßen in Deutschland erzählen will, mutiere ich zu einem teutonischen Hobschores.

Es müsste der Auspuff gewesen sein, nicht der Abwassertank, der hier hängen geblieben ist….
So sehen manche Provinzstraßen aus.

Der italienische Fahrstil dagegen ist immer noch gewöhnungsbedürftig. In einer 50er Zone fahren wir 80 km/h und werden überholt, auch von Leuten, die 200 Meter später in ihre Hofeinfahrt abbiegen. Man hat den Eindruck, sie können einfach nicht hinterher fahren. An einer Straßenbaustelle steht die provisorische Ampel auf Rot, seit zehn Sekunden mindestens. Wir halten natürlich an. Der LKW hinter uns schießt an uns vorbei, mit drei PKW im Windschatten. Wir stellen uns vor was passiert, wenn von der anderen Seite noch ein Fahrzeug kommen würde. Dieses Fahrverhalten an Baustellenampeln wird so auch in unserem Reiseführer beschrieben. Very strange, isn’t it. Als die Ampel auf Grün springt, fahren wir etwas zögerlich, mit mulmigem Gefühl durch die unübersichtliche Baustelle. Man kann nie wissen, ob von der anderen Seite auch so Lebensmüde durchrauschen .

3. Müllsituation

Es gibt Regionen auf der Insel in denen man weder Müll am Straßenrand, noch eine der unansehnlichen wilden Mülldeponien mitten in der Pampa sieht. Wie es scheint ist die Müllentsorgung eine kommunale Angelegenheit, die manche Kommunen stemmen können. Fährt man fünfzig Kilometer weiter kann die Situation schon ganz anders aussehen. Kilometerlang liegt an beiden Straßenrändern der Müll. Matratzen, Fernseher, Kloschüsseln, Plastikflaschen und unzählige zugebundene Müllbeutel. In den Nebenstraßen sieht man wilde Deponien in Form von riesigen Müllbergen, die von Zeit zu Zeit in Rauch aufgehen und dann ihren beißenden Qualm über die Landschaft wehen. Kein schöner Anblick. Jedes mal fragen wir uns, wie man so eine wunderbare Landschaft dermaßen verdrecken kann. An den vermüllten Halteplätzen der Straßen hat es manchmal den Anschein, als ob ein Mülllaster dort seine Ladeklappe geöffnet und den Abfall gezielt dort abgeladen hat. An anderen Stellen stehen Mülltonnen für Glas, Papier, und biologischen Müll.

Mülleimer stehen überall herum, sogar mehr als in deutschen Städten.

Entweder sind die Tonnen halb leer, wild durcheinander gewürfelt, oder der Abfall wird gleich vor die Tonnen hingeschmissen. Grotesk wird es wenn sich ein, aus EU-Geldern mitfinanziertes Projekt, eine plastikfreie Natur imaginiert, sich unter der dazugehörigen Informationstafel der Müll stapelt, während die dahinter stehenden Tonnen wieder einmal halb leer sind.

Idyllisch liegt er schon, der Lago Dirillo.
So sieht eine Zone frei von Plastik hier aus.

Der Vandalismus ist ebenfalls auffällig. Wir sehen viele Gebäude mit eingeschlagenen Scheiben und demolierten Inneneinrichtungen. Wir fahren von der Straße ab zum Lago Dirillo, um dort zu frühstücken. Ein ruhiges Plätzchen, ohne Autohupen, Rollerlärm und das ständige, nicht enden wollende „Wäberdi, Wäberdi“ der Einheimischen. Nebenan steht ein relativ neues Gebäude mit Toiletten. Die Fensterscheiben wurden allerdings eingeschlagen, die Infotafel auf der Rückseite des Gebäudes malträtiert und die sanitären Einrichtungen zertrümmert. Wir fragen uns, ob ein italienischer Rambo mit seiner M16 an diesem Ort auf den hiesigen Vietcong traf und die Inneneinrichtung deshalb in Schutt und Asche geballert hat.

Neues Gebäude mit Macken.
Vielleicht mögen sie nur keine Sitzschüsseln.

Denken wir an die Situation bei uns zuhause, oder an Skandinavien und die Schweiz, könnte der Gegensatz zur italienischen Müllkultur nicht größer sein. Auch wenn in diesen Ländern nicht alles eitel Sonnenschein ist, das ökologische Bewußtsein dort ist definitiv ein anderes.